Hatte mal vier Weiber auf einmal im Bett
von Wolfgang Rill
Hatte mal vier Weiber auf einmal im Bett, sagt Egon. Kann dir sagen, das war ein Ding, damals in Manila.
Sind überhaupt viel bessere Frauen, die Filippinas. Anhänglicher und ehrlicher. Und können viel besser Englisch als die hier. Er zeigt auf die junge Thai, die bei ihm wohnt.
Und wie war das mit den vier Frauen?
Es scheint ihm nicht zu gefallen, dass ich nachfrage. Er hätte die vier Damen lieber als anonyme Gruppe oder als Sammelbegriff belassen. Mir fällt eine Szene aus „Little Big Man“ ein. Dustin Hoffmann schläft da mit vier verschiedenen zärtlichen jungen Squaws in einer Nacht in einem Wigwam, weil die Weißen schon die meisten Männer des Stammes abgeschlachtet haben. Er liegt neben der ersten auf dem Büffelfell und man sieht im Film nur undeutlich, dass sie mit ihren Händen irgendwo zwischen seinen Beinen tätig ist.
Wie soll´s gewesen sein, sagt Egon. War natürlich ganz gut.
Wo hast du die denn her gehabt, so alle vier auf einmal?
Egon überlegt. Es sei schon lange her, sagt er, er müsse überlegen. Im Film sieht man jetzt das Büffelfell wippen. Und im Schatten in drei Ecken des Wigwams leises Gekicher der anderen Mädchen. Dustin gibt sich richtig Mühe und es macht ihm auch Spaß. Sein Gesicht wird eingeblendet und ein wenig ausgeleuchtet.
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Zuerst war es ja nur eine, sagt Egon. Neben dem Hotel, da gab es so eine Freiluftbar. Da saß sie. Sah ganz gut aus. Da habe ich mich dazu gesetzt. Wir waren uns ziemlich schnell handelseinig. Habe damals auch noch besser ausgesehen. War noch ein Mann in den besten Jahren.
Und dann?
Ja, wie ging es eigentlich weiter? Muss überlegen, sagt Egon.
Im Film liegt Dustin für einige Sekunden sehr entspannt neben seinem süßen Indianermädchen. Die anderen lassen ihm aber nicht viel Zeit. Wie eine Schlange windet sich das erste Mädchen aus seinen Armen und verschwindet nach hinten in den Schatten. Und schon kommt unter glucksendem Kichern die zweite Schöne angekrochen. Sie hebt das Büffelfell und schiebt ihren nackten Körper neben ihn. Wieder wippt das Fell. Dustins Miene nicht mehr ganz so lustvoll. Eine erste Schweißperle.
Wir sind dann erst mal weiter gezogen, sagt Egon. War noch früh am Abend. Aber schon nach ein paar Metern taucht aus einer Gasse ein zweites Mädchen auf. Sah der ersten ähnlich. Vielleicht eine jüngere Schwester. Bisschen rumgewitzelt. Die wollten natürlich beide Drinks. War mir klar. Aber was soll´s. Manila damals schweinebillig. Und ich nicht ganz arm. Also die zweite untergehakt und weiter gezogen.
Und dann?
Ja, und dann? Muss überlegen, sagt Egon.
Dustin ist inzwischen mit der zweiten Dame fertig geworden. Das wurde auch Zeit, denn die dritte wartet schon neben dem Lager. Eine Geste der Abwehr nutzt nichts. Wieder hebt sich das Büffelfell, wieder glucksen und kichern drei Mädchen und eine vierte keucht deutlich hörbar. Auf Dustins Gesicht jetzt eine gewisse Mattigkeit. Aber er ist kein Frosch. Er kommt da durch. Er muss da durch, Nase und Wangen Schweißnass.
Müssen so sechs bis acht Bier gewesen sein, sagt Egon. Und plötzlich waren wir am Tisch fünf. Vier junge Mädchen und ich. Eine süßer als die andere. Aber alle schlecht gekleidet, etwas schmuddelig. Und eine roch ein bisschen streng. Lange nicht gewaschen. Hier und da verfilzte Haare. Aber gebechert haben die mehr als ich.
Dustin dreht sich zur Zeltwand und zeigt seinen Rücken. Aber es nutzt nichts. Die vierte will auch noch ran. Dustin ist ein Gentleman und lässt auch sie nicht unbegattet. Aber es bringt ihn halb um. So vergeht die Nacht mit vier beglückten Mädchen und einem stark beanspruchten Dustin.
Du sagtest, du habest sie alle im Bett gehabt.
Weiß nicht mehr genau, muss überlegen, sagt Egon.
Ich glaube, da war gar nichts, sagt er dann. Wir waren alle fünf ziemlich besoffen und sind gleich eingeschlafen. Am Morgen hatten wir einen Kater und alles war uns ein bisschen peinlich. Wir haben nacheinander geduscht, ich habe jeder etwas bezahlt und dann sind wir auseinander gelaufen.
© Wolfgang Rill 2015