Reise-Magazin

Wird Air Berlin zu Etihad Regional?

Die 5* Airline Etihad Airways aus Abu Dhabi hat sich Ende letzten Jahres an der Schweizer Regionalfluglinie Darwin Airlines beteiligt: Darwin soll künftig unter der Marke Etihad Regional operated by Darwin unterwegs sein. Bei dem Livery werden sowohl die globale Marke Etihad als auch die regionale Marke Darwin weiter gut erkennbar bleiben. Andere Etihad Beteiligungen fliegen aktuell unter eigenem Namen: Wird Air Berlin vielleicht die nächste Fluglinie, die das Etihad-Logo trägt? Aktuell ist der Airbus A 320 der Air Berlin  mit der Kennung D-ABDU mit einem neuen Livery versehen, das noch abgeklebt ist – Experten aber an den Etihad Schriftzug erinnert. Laut Branchenexperten könnte das Flugzeug für eine Präsentation im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz von Air Berlin und Etihad Mitte Januar vorbereitet werden. Ein aktuelles Foto der D-ABDU veröffentlich das Portal Skyliner-Aviation. Wir haben natürlich Air Berlin um eine Stellungnahme gebeten – bislang aber noch keine offizielle Antwort.

Wie wahrscheinlich ist dieses Szenario?   Einerseits macht es absolut Sinn, die hervorragende und international bekannte Marke Etihad als Qualitätsmerkmal zu nutzen: Anderseits müssen dann auch die Beteiligungen das selbe Service-Niveau bieten, um Passagiere nicht zu enttäuschen und die globale Marke nicht zu verwässern. Dagegen sprich auch, dass die JAT erst kürzlich ein Rebrand als Air Serbia bekam, was darauf schließen ließ, dass die Einzelmarkien erhalten bleiben sollten.

Aus diesem Grund nennen Branchenexperten eine weitere Möglichkeit: Möglicherweise kauft Etihad Belair aus der Air Berlin Group hinaus und verschmizt Belair mit Darwin Airlines zu Etihad Regional. Damit hätte Etihad Regional neben wichtigen Slots in Zürich auch Jets mit günstigeren Sitzplatzkosten und höherer Reichweite für den Aufbau eines Zubringerverkehrs in Zürich. Prinzipiell hat Belair auch internationale Verkehrsrechte – so dass Etihad aus der Schweiz heraus mit einem Belair AOC auch Langstrecken anbieten dürfte. Denn dass Etihad das Investment in Darwin als Etihad Regional mit den angekündigten Strecken ab Zürich nur tätigt, um einen täglichen Flug nach Abu Dhabi zu füllen, ist unwahrscheinlich. Etihad als 5* Airline mit hohem Service-Niveau passt gut zum Schweizer Markt, wo Wert auf Qualität gelegt wird und viele Kunden es sich erlauben können, für diese auch entsprechend zu zahlen.

Natürlich könnte es – bei einer entsprechenden  Produkaufwertung – auch Sinn machen, Air Berlin in Etihad Regional operated by Air Berlin umzubenenen. Für den Deutschen Urlauber bleibt das vertraute Air Berlin, für Fluggäste, die von Sydney nach Helsinki, Florenz nach Singapore oder von Johannesburg nach Oslo möchten, würde der weltweit bekannte Name Etihad Regional stehen. Somit könnte Etihad unter eigenem Namen viele Reiseketten auch zu kleineren europäischen Airports, wo ein eigener Zubringerflug nach Abu Dhabi nicht lohnt, anbieten. Im Prinzip also ebenfalls eine denkbare Lösung. Damit könnte Etiahd Regional zum Beispiel auch Städte wie Köln oder Stuttgart mit Abu Dhabi verbinden und Reisezeiten erheblich verkürzen. Mit Air Serbia, Air Berlin und Darwin Airlines hätte man auch ein nicht uninteressantes Netz innerhalb Europas.

Dies wäre besonders im Wettbewerb mit Turkish Airlines wichtig, welche die verkehrsrechtlichen Restriktionen insbesondere in Deutschland und der Schweiz nicht hat, und daher die Passagiere auch in Köln, Friedrichshafen, Hannover und bald sogar in Kassel und Münster abholen und nach Asien oder Afrika fliegen kann. Und auch im Wettbewerb mit Emirates wäre dies ein kluger Schritt: Emirates fliegt zwar mittlerweile auch viele mittelgroße Flughäfen wie Venedig, Birmingham, Newcastle, Prag, Warschau oder Lyon an. Neben den verkehrsrechtlichen Problemen wie die Erhöhung der Frequenzen nach Wien oder der gewünschten Flüge nach Berlin und Stuttgart gibt es ein weiteres Problem: Das kleinste Gerät in der Emirates Flotte ist der Airbus A 330, ein Widebody und Langstreckenjet. Das grenzt die Optionen weiter ein – denn einen Airbus A 330 ist trotz bester Verbindungen in die Welt ab Dubai eben ab kleineren Flughäfen dauerhaft einfach schwer zu füllen. Hier wäre Etihad mit einer großen Etihad Regional Europamarke im Vorteil, da man eben auch Passagiere in Valencia, Sevilla, Florenz, Palermo oder Helsinki abholen kann.

Es bleibt also spannend – und vielleicht erwartet uns Anfang 2014 gleich ein richtiger Knaller. Eine Airline mit dem Qualitätsversprechen von Etihad bei konkurrenzfähigen Preisen könnte auf den Asienstrecken zu mehr Auswahl und niedrigeren Preisen bei hohem Servicelevel führen. Denn auch Turkish Airlines hat Wachstumspläne für Europa – und da die Türken auf Relationen wie Malaga-Bangkok oder Salzburg nach Tokyo einen Stop weniger bei gutem Service anbieten, wird Etihad nur mit gutem Service und fairen Preisen dagegen halten können.

Verlierer einer solchen Überlegung wäre die Lufthansa Group. Denn viele Flughäfen, wo Reisende heute mangels Alternativen noch via Frankfurt mit der Lufthansa nach Asien fliegen, bekämen dann ein Angebot mit einer 5* Marke Etihad. British Airways mit dem Fokus auf den Nordatlantikmarkt und Iberia mit dem Südamerika Fokus würde ein solches Projekt kaum beeinflussen. Da könnte es für Lufthansa in den Wachstumsmärkten nach Fernost aber auch nach Indien eng werden. Denn natürlich ziehen Emirates und Turkish Airlines auch Umsteiger auf Strecken zwischen Nordamerika und Indien aus Frankfurt ab.

Natürlich haben wir auch bei Air Berlin nachgefragt – aber aktuell noch keine Antwort vorliegen. Vermutlich müssen wir uns bis zur großen Pressekonferenz gedulden. Dennoch- egal was dort verkündet wird – wahrscheinlich sind es positive Nachrichten für Passagiere in Europa. 

Hinweis:  Eine offizielle Mitteilung seitens Air Berlin liegt nicht vor –  bei den oben genannten Möglichkeiten handelt es sich um Vermutungen von Branchenexperten, welche die aktuellen Entwicklungen bei Etihad, Air Serbia, Air Berlin, Darwin, Alitalia und Aer Lingus genau beobachten.