Die letzte Ehre für eine imposante Lady – Abschiedsflug der DC 10-30
Die DC 10 als Passagierflugzeug ist Geschichte. Der letzte Passagierflug einer DC 10 – welche am 29. August 1970 seinen Erstflug absolvierte fand am 24. Februar 2014 in Birmingham statt. Biman Bangladesh war der letzte Betreiber dieses Models im Liniendienst. Ein Bericht über den emotionalen Abschied einer Legende. An Bord Passagiere aus 52 Nationen.
von Christian Maskos
BG 8, Destination Birmingham, stand auf der Abflugtafel – unspektakulär zwischen all den Linienflügen nach Amsterdam, Edinburgh und Lanzarote. Birmingham, West Midlands. Hier soll Geschichte geschrieben werden. Um 16 Uhr soll die S2-ACR die auf den Namen New Era hört zum allerletzten Mal mit Passagieren abheben: Eine Stunde lang soll es über Birmingham gehen, bevor das Flugzeug nach der Landung endgültig außer Dienst gestellt wird. Die S2-ACR ist die 445 prrouzierte DC 10 und damit die vorletzte. Insgesamt wurden 446 DC 10 der Serien DC 10-10, DC 10-30 und DC 10-40 produziert. Der Erstflug fand im September 1988 statt, die Auslieferung an Biman Bangladesh am 30. Dezember 1988.
Doch bevor ich selbst zum finalen Flug an Bord gehen würde ich die S2-ACR – die ich bereits aus de Zug kurz erspäht hatte – noch einmal starten und landen sehen: Denn um 12:00 Uhr stand der vorletzte Rundflug an. Das Interesse war dermaßen hoch, dass Biman mehr Flüge als ursprünglich geplant durchgeführt hat. Bereits seit Samstag bot die Fluglinie Fans die Möglichkeit ein letztes – für viele jüngere auch das erste und letzte Mal- mit der DC10 zu fliegen.
Zusammen mit vielen anderen Aviation-Fans verfolgte ich den vorletzten Start und die vorletzte Landung der „Good old Lady“ vom Langzeitparkplatz der eine gute Sicht auf die Runway bot. Was für ein Sound……. Die DC 10 klingt noch Flugzeug macht beim starten noch richtig Sound. Die kurz danach startende Boeing 737-800 von Ryanair war dagegen ein reines Flüstern.
Neben einem speziellen Check-In-Schalter hatten der Airport und Biman auch einen DC 10 Fanshop eingerichtet. Neben T-Shirts und Kappen konnte man auch Utensilien wie Load-Sheets der DC10 erwerben.
Lansgam wurde es Zeit das Gate aufzusuchen: Schließlich möchte man diesen Flug keinesfalls verpassen. Mit Sekt und einem Kuchen in Biman Farben und der neuen Tripple Seven auf der Runway und einer bereits a Rande liegenden DC 10 – da dieser Teil des Kuchensschon verzehrt war – wurde der Abschied und der enerationswechsel gefeiert. Zum Sommer bekommt Biman eine nagelneue Boeing 777-300ER die dann auch ab Birmingham in die USA nach New York fliegen soll.
Mit dem Bus ging es dann vorbei an zahlreichen Ryanair Boeing 737-800 zur DC 10. Einfach ein wunderschönes Flugzeug – auch wenn man an der einen oder anderen Stelle das Alter schon ein wenig bemerkte. Jetzt hießnes Fotoshooting. Und das während des laufenden Flugbetriebs auf einem Airport. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Der Airport Birmingham hat sich unglaublich viel Mühe gegeben das Event zu organisieren. Denn das man mit der Kamera auf dem Vorfeld herulaufen darf ist gerade in England etwas besonderes.
Nachdem der Fotohunger gestillt war – ging es dann an Bord. Wahnsinn. Die dicken Sitze. Die rieisgen Luftdüsen. Die megagroßen Tasten in der Armlehne. Die DC 10 stammt wirklich aus einer anderen Zeit. Eine andere Flugzeuggenration. Es passt zwa rnicht hundertprozentig, aber es wäre auch nicht falsch zu sagen dass wir mittlerweile schon 2 Generationen weiter sind: Immerhin werden die damals von vielen Fluglinien als Ersatz beschafften A 340-200/300 und der direkte Nachfolger MD 11 bereits ausgeflottet und ersetzt. Eine Boeing 777-300 oder Boeing 787 aber auch der A 380 sind vom Kabinendesign eine ganz andere Welt.
Nachdem alle Passagiere ihre Plätze eingenomen hatten gab es einen Bordservice On-Ground und Begrüßungsworte vom Kapitän. Kurz darauf erfolgte der Pushback und die Triebwerke wurden gestartet. Die Elektronischen Geräte hatte heute natürlich niemand ausgeschaltet…..
Nach eine kurzen Taxiing ging es auf die Runway. Im vorderen Teil der Kabine war die DC 10 erstaunlich leise und bietet ein durchweg angenehmes Fluggefühl.
Nach wenigen Minuten schaltete der Kapitän Qayum für den es auch der letzte Flug sein sollte, da eraus Altersgründen nicht mehrauf die Tripple Seven umgeschult wird, die Anschnallzeichen aus.
Die Aviation-Fans, Journalisten und geladenen Gäste machten sich nun auf jeden Winkel der DC 10 unterdie Lupe zu nehmen während die Stewardessen unaufhörlich Erinnerungsfotos mit den Passagieren des Final Flight schossen. Eine sehr nette Atmosphäre. So konnten die Passagiere noch einmal das Fluggefühl in verschiedenen Teilen der Kabine erleben und vergleichen und unendliche viele Fotos schiessen uns zahlreichen Fensternsehen, wobei einigen das lange Leben schon anzusehen war.
Die Flugbegleiterin hatte dann auch riesigen Spaß Passagieren ein nettes Gimick der DC 10 vorzuführen: Den Kleiderschrankaufzug. Die DC 10 hatte eine Gadrobe um z.B. jacken und Jackets aufzuhängen und konnte die herauf und heruntergefahren werden und verschlossen werden konnte – denn dort befand sich im Regeldienst auch die Leinwand für das Bordunterhaltungsystem das aus einem Videoprojektor besteht. Ältere Leser werden es noch von Boeing 747-100/200, Lokheed Tristar 1011, Airbus A 300 oder DC10 kennen.
Ein ganz besonderes Soundgefühl gibt es übrigens in rückwärtigen Toilette, die ja praktisch unterhalb des mittleren Triebwerks gelegen ist. Da haben die Sitzungen früherbestimmt länger gedauert um den Sound zu genießen.
Spannend auch das riesige Crewtelefon und die manuelle verdunklung der Scheiben in den Türen. Und natürlich die riesigen Tasten für Crew und auch Passagiere. Man hätte einfach unendlich viele Fotos von den vielen Details machen können. Umso bedauerlicher, dass die DC 10 nun doch nichtwie zunächst geplant ins Museum of Flight nach Seattle überführt wurde sondern in Dhaka gescrappt wird.
Beeindruckend auch das Raumgefühl. Die DC 10 wirkt von innen extrem hoch und rieisg so das an ein unglaubliches Raumgefühl hat. Ein wirklich tolles Flugzeug, das ja von American Airlines seinerzeit auch Luxury Liner vermarktet wurde. Nach einem wirklich langen Rundflug kam der traurige Moment näher – zunächst durch Druck in den Ohren und dann sichtbar durch ausgefahrene Landeklappen und Vorflügel. Der Kapitän hatte die Anschnallzeichen sehr lange ausgeschaltet gelassen, so dass man die Flügel auch noch in Landekonfiguration bewundern durfte. Doch nichts währt ewig. Und so leuchtete zum allerletzten Male das Anschnallzeichen auf. Mittlerweile hatte die Crew auch allen Passagieren ein Zertifikat über die Teilnahme am letzten Passagierflug einer DC 10 überreicht.
Die Stimung wurde eher traurig – und dann war es soweit. Touchdown. Wahrscheinlich so oft gefilmt und fotografiert wie kein Touchdown zuvor , der lauteste Applaus den ich jemals in einem Flugzeug gehört habe – ein letztes abbremsen, ein letztes Taxiing. Während wir zurück zur Position rollten – wurde mir der Moment richtig bewußt: In einem Stück Geschichte sitzend -das heute abgeschlossen wurde rollte ein Symbol der Luftfahrt des 20. Jahrhunderts an der Luftfhart des 21. Jahrhunderts vorbei während am Fenster Boeing 737-800um Boeing 737-800 von Ryanair vorbeizogen. Dem Sinnbild von Effizienzund Kostenmanagement. Die mangelden Effizienz ist auch der Grund warum die New Era heute ein Ende findet – denn die Boeing 777-300ER bietet 35% niedrigere Trippkosten bei zugegeben höherem Passagierkomfortwie CEO Kevin Steele gegenüber Exbir erklärte.
Denn so schön es war die DC 10 noch einmal in Aktion zu erleben und Teil dieses historischen Ereignisses zu sein: Die meisten Passagiere möchten heute wohl kaum noch einen vorgegeben Film auf einer Leinwand bewundern sondern bevorzugen ein modernes Inflight-Entertainment mit zahlreichen Spielen und Filmen zur Auswahl im Vordersitz. Das hätte man zwar auch in die DC 10 noch einbauen können – doch in einer Zeit wo wirtschaftlichkeit über allem steht ist das wohl auch in Bangladesch nicht mehr zu vertreten.
Mit einer Wasserfontäne der Flughafenfeuerwehr als letzten Gruß und Farewell ging es dann auf die Parkposition, wo die Motoren verstummten. Einmal noch werden diese wieder aktiviert – auf dem Rückflug nach Dhaka – aber als Ferry-Flug ohne Passagiere.
Nicht nur für das Flugzeug – auch für die Flugmechaniker- dem dritten Mann im Cockpit und den Flugkapitän Qayum geht eine Ära zu Ende. Auf die Exbir-Frage was er zum Zeitpunkt des Tocuhdowns empfunden habe antwortete Kapitän Abdul Qayum , dass er in diesem Moment nur auf die Landung fokussiert war und die Emotionen erst und Erinnerungen und der Abschied erst beim Taxiing und bei deem letzen Farewell der Flughafenfeuerwehr hervorkamen.
Und einen allerletzten Flug und ein paar Stunden habe er im Gegensatz zu den Passagieren noch um die DC 10 zu verabschieden. Nach der Landung ließen sich Stewardessen aber auch Gäste ihre Zertifikate von den Reisenden dieses historischen Fluges unterzeichnen, und soagr die eine oder andere kleine Träne wurde in Augenwinkeln sichtbar.
Auf dem allerletzten Flug durften die Gäste dann auch vollkommen legal die Safety-Karten mitnehmen – da diese nicht mehr gebraucht werden. Schon ein komisches Gefühl. Meine persönliche Trophäe ist eine Safety-Card mit Unterschrift vom Flugkapitän.
CEO Kevin Steele der sich unaufällig in einem T-Shirt wie einer „von uns“ den ganzen Flug über schon unter die Passagiere gemischt hatte beantwortete dann zusammen mit dem Chefpiloten noch Fragen und beim Deboarding stand dann für die Passagiere ein Besuch im Cockpit an.
Nach einem letzten Fotoshooting hiess es dann gegen 18:15 Uhr Abschied nehmen von der großen alten Lady der Luftfahrt. Einem Flugzeug das 1970 ultramodern
war und Standarts gesetzt hat – und die Bedienung vieler Strecken möglich gemacht hatte für das die Boeing 747 zu groß und die Boeing 707 und dei DC 8 schon zu alt,zu teuer und auch zu klein waren.
Wir waren also die letzten von insgesamt etwa 4,3 Millionen Fluggästen welche die 314-sitzige New Era in 24 Jahren und einigen Tagen befördert hat. Dabei hat das Flugzeug insgesamt 85.000 Flugstunden zurückgelegt. Erlaubt sind nach angaben des herstellers maximal 150.000 – so dass der Abschied für die stolze Lady viel zu früh kam.
Wie gut die DC 10 – trotz einiger Unfälle übrigens ein sicheres Flugzeug mit ähnlichen Werten wie die Beoing 747 – war, wird daran deutlich dass das Nachfolgemuster die MD 11 voraussichtlich im selben Jahr den Passagierdienst verlassen wird wie das knapp 20 Jahre ältere Vorgängermodell. Und auch die direkte Konkurentin – die Lokheed Tristar hatte die DC 10 in den Schatten gestellt.
Als die letzten Gäste das Flugzeug verließen wurde es aufgetankt. Für den dann allerletzten Flug – aber ohne Passagiere- zurück nach Dhaka – wo das Flugzeug gescrappt und einige Ersatzteile verkauft werden.
Von den 446 gebauten DC 10 befinden sich aktuell noch etwa 130 als modernisierte Varianten MD 10 mit Zweimann Cockpit und neuer Avionik oder als militärische Tanker KC 10 sowie eine als fliegende Augenklinkik im Einsatz.
Als Passagierflugzeug ist die D C 10 aber mit derLandung des Flugs BG 008 Geschichte.
Wir sind stolz Teil dieser Geschichte zu sein und möchten uns bei Biman ausdrücklich bedanken, dass wir Teil dieses historischen Moments sein durften.
Noch mehr Fotos findet Ihr in ChrissFlyer´s Fotoalbum