Vom Erzfeind zum Freund: Ryanair fliegt Zubringerdienste für Eurowings
Exbir-Kommentar: Das Konzept hatte sich seit Monaten abgezeichnet – nur die Partner überraschen! Paukenschlag in der Luftfahrtbranche: Die weltweit beliebteste Fluglinie Ryanair wird künftig Zubringerflüge für die Eurowingslangstrecken (zur Buchung) anbieten. Ein Pilotprojekt startet in Köln-Bonn. Das gaben Michael O´Leary und Karl-Ulrich Garnadt heute Morgen in Köln bekannt.(C)
Ryanair hat ein attraktives Streckennetz ab Köln-Bonn – und damit können auch Passagiere von Zielen die Eurowings nicht selber anfliege auf die neuen Langstrecken in die USA, anch Dubai oder Asien umsteigen“, so Karl-Ulrich Garnadt – Vorsitzender der Lufthansa Passage und damit im Konzern zuständig für Eurowings.
O´Leary grinst schelmisch: „Damit hat wohl keiner gerechnet – aber ich hatte es ja mehrfach angekündigt dass es die zukunft ist, dass wir als größte, beliebteste und zuverlässigste Fluglinie im Europaverkehr Zubringerdienste zu Langstrecken für andere Airline übernehmen werden“. Die Kooperation mit Eurowings sei erst der Anfang – so O´Leary. Auch mit Eurowings-Konkurrent Norwegian Air Shuttle, Etophian Airlines und Emirates sei die Fluglinie im Gespräch.
Ryanair wird aber immer eine Punkt zu Punkt Fluglinie bleiben. Das Anschlussrisiko müsse immer die Langstreckenairline tragen, führte O´Leary aus. Auch Codesahres wird es keine geben: „Das ist Müll, umständlich, teuer und und aus einer anderen Zeit“, so O´Leary wörtlich.
Lufthansa-Mann Garnadt ergänzt: „Aufgrund der überragenden Zuverlässigkeit und einer Pünktlichkeitsquote weit über Branchenstandart ist das Restrisiko eines verpassten Anschlusses gering, so dass sich die Lösung geradezu aufdrängt.“ Zudem müssten mindestens zwei Stunden zwischen Ankunft und Weiterflug liegen. Da auch Eurowings das Restrisiko und die Bürokratie nicht tragen wollte wurde eine Versicherungspartner ins Boot geholt: „Die ERV sichert alle Passagiere für den unwahrscheinlichen Fall eines verpassten Anschlusses ab und übernimmt Hotel&Verpflegungskosten während Eurowings die Umbuchung auf den nächtstmöglichen Eurowings Flug durchführen würde. Die Versicherungsprämie sei aufgrund der Zuverlässigkeit von Ryanair sehr niedrig – erklärt Garnadt – die 2,55€ Prämie pro Passagier würden automatisch im Buchungsprozess als „Insurance Fee“ eingezogen und der Fluggast sei somit immer abgesichert.
Auf dem Rückflug würde Eurowings das Risiko selbst tragen. „Leider konnten wir keine Versicheurng finden die bereits gewesen wäre das Anschlussrisiko beim Eurowings-Flugbetrieb zu akzeptablen preisen abzusichern“, bedauert der Lufthansa-Mann. Dies sei aufgrund der vielen Verspätungen und der entsprechenen Medienberichten wohl verständlich. Mittlerweile habe der Flugbetrieb sich aber stabilisiert – nachdem man mehr Flüge von anderen Airlines durchühren lasse.
Würde ein Passagier der z.b. mit Eurowings von Boston nach Bergamo reisen wolle seinen Anschluss verpassen, würde dieser auf die nächstmögliche Alternative umgebucht und entsprechend der EU-Verordnung von Eurowings entschädigt.
Das neue Angebot soll ab Montag 04.04. auf der Eurowingswebseite buchbar sein und betrifft zunächst zubringerflüge von Madrid, Valencia, Dublin, Riga, Warschau-Modlin, Sofia und Mailand-Bergamo.
Doch wie funktioniert das praktisch: „Ein Passagier nimmt ganz normal seinen Ryanairflug, checkt Online ein und wir bringen ihn pünktlich ans Ziel. Dann begibt sichd er Passagier zum Eurowings-Check-In Schalter und erhält dort seinen Boardingpass. So entstehen keine zusätzlichen Kosten, kein Schnick-Schnack“, so O´Leary. man müsse es sich in der Praxis wie zwei getrennte Flugbuchungen vorstellen – nur das man eben versichert sei.
Das neue Angebot wird zudem nicht im GDS sondern nur auf Ryanair.com und Eurowings.com buchbar sein.
Sollte das Pilotprojekt erfolgreich verlaufen – Flughafenchef Garvens rechnet mit 100.000 zusätzlichen Fluggästen – soll auch an anderen Standorten kooperiert werden: „Sun Express Germany könnte aufrund des Open-Sky-Abkommens auch Eurowings-Lansgtreckenflüge ab Dublin, London-Stansted und Mailand-Bergamo anbieten, wo wir ein riesiges Zubringernetzwerk stellen könnten“, so O´ Leary. Insbesondere in Bergamo sei die Zusammenarbeit sinnvoll – da der Lufthansa-Konzern mit Air Dolomiti schon die passende Airline mit italienischem AOC hätte – so dass man dort ähnlich schnell wie bei Sun Express Germany Langstreckenoperationen einführen könnte. Damit wären auch Ziele in Asien und Afrika möglich.
Ähnliche Kooperationen plane die Airline in Kopenhagen, Barcelona, Madrid und London-Gatwick mit Norwegian. Eigene Langstreckenpläne hatte die Airline aus Dublin zuvor aufs Eis gelegt, da es am Markt aktuell keine passenden Flugzeuge zu realen Preisen zu beschaffen gäbe.
„Wenn man das Ganze zu Ende denkt – braucht es bald keine altmodischen Hochpreisairlines mehr“, so O´Leary. Frontier, Spirit oder Southwest könnten nach dem gleichen Prinzip Flüge von Norwegian und Eurowings in den USA füttern“, so O´Leary. Und das alles ohne teure und umständliche Allianzen, Codeshares, Vielfliegerprogramme und Lounges.
Der Lufthanseat schaut bei diesen Worten als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte – lässt das ganze aber unkommentiert stehen und verweist auf die großen Wachstumspläne bei Eurowings.
Ohnehin, so O´Leary, glaube er das die großen Netzwerkairlines ihren zenit überschritten hätten und im Zubringerverkehr viel zu teuer sein. „Über kurz oder lang werden wir und easyJet auch den Zubringerverkehr für British Airways, Air France und Co abwickeln“, so O´ Leary. Da ein Teil der Passagiere immer bereit sei auf der Langstrecke etwas mehr für Komfort auszugeben würde aus O´Leary Sicht immer auch einige wenige Premium-Anbieter im Langstreckenmarkt geben. „Der Markt ist da“, so o´Leary und verweist auf den Erfolg von Emirates, Etihad, Singapore Airlines und Co. „In Asien gibt es die „Zweiteilung“ des Langstreckenmarktes praktisch schon“, so O´Leary und verweist auf Scoot, NokScoot, Air Asia X, Cebu Pacific und Jetstar.
Eurowings ist als Marke und Vertriebsplattform angelegt unter der verschiedenste Airlines ihre Flüge unter dem Lable Eurowings anbieten können – so Garnadt. So operieren zum Beispiel Tuifly und Sun Express Germany die Langstrecken – häufig ist auch Tui Nederlands (Arkefly) oder Air Europa im Wet-Lease für Eurowings im Einsatz. zu Eurowings