Plötzlich Nummer Zwei: Condor plant großes Wachstum im Ferien- & Freizeitsegment
Exbir-Kommentar: Ausgerechnet der frühere Ferienflieger der Lufthansa wird nach der Air Berlin Pleite zum größten Deutschen Konkurrenten des Kranichs.
Condor, Deutschland erster und traditionsreichster Ferienflieger, flog jahrelang im Schatten von Air Berlin und den Airlines der Lufthansagroup und hat dabei nahezu unbemerkt ein umfangreiches Langstreckenangebot aufgebaut. Nach der Pleite von Air Berlin will Condor nun auch kurzfristig auf der Lang- und Kurzstrecke wachsen – und tritt direkt gegen Eurowings an.
Auch mit einer neuen Thomas Cook Tochter auf Mallorca – die so günstig operieren soll um auch mit Ryanair, easyJet und Co. Konkurrenzfähig zu sein.
Auffallend dabei die kreativen Wege, die Condor geht und damit praktisch das Gegenstück zur Air Berlin darstellt, die ebenfalls als Ferienairline gestartet überall mitmischen wollte und sich dabei verhoben hat: So setzt Condor auch weiterhin klar auf zwei Beine: Klassische Urlaubsdestinationen als Kernstrecken und Nonstopflüge im Transatlantikverkehr zu mittelgroßen, aber touristisch interessanten amerikanischen und auch kanadischen Städten/Airports, die sonst keine oder nur wenige Langstrecken und vor allem keine anderen Verbindungen nach Deutschland haben, wie z.B. Halifax, New Orleans, Austin, Baltimore oder Anchorage.
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Also das gegenteilige Konzept von Air Berlin – welche mit New York, Boston, Miami, Chicago und Los Angeles die Hauptgateways mit der größten Konkurrenzdichte angesteuert hatten.
Im kommenden Sommerflugplan wird Condor dann 36 Langstreckenziele ab Frankfurt ansteuern – eine durchaus beeindruckende Zahl. Ein guter Mix aus klassichen Urlaubs- und Stranddestinationen wie die Seychellen, die Malediven, Mauritius, die DomRep und Cityzielen wie Portland/Orgeon, New Orleans, Baltimore, Austin, Calgary, Anchorage oder Whitehorse.
Der Trend auf sekundäre US-Airports an mittelgroßen Städten zu setzen wird in den letzten Jahren auch vermehrt von anderen Fluglinien kopiert: British Airways und zuletzt auch Delta haben neue Nonstopflüge ab diesen Airports mit Potential aufgelegt – vermutlich um Billigfliegern zuvor zu kommen. Und auch Wow Air hat diesen Markt erkannt und fliegt z.B. St. Louis, Pittsburgh oder Cleveland an.
Auf der Kurzstrecke setzt Condor vor allem auf eine Mischung aus Einzelplatzverkauf und Kontingenten der Reiseveranstalter – hat aber das Portfolio zuletzt wieder deutlich erweitert – besonders auf den kürzeren Strecken z.B. nach Italien.
Relativ mutig will man neben den Hauptbasen in Frankfurt, München und Düsseldorf nun auch in Hannover und Köln-Bonn wieder wachsen – in direkter Konkurrenz zu Eurowings.
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So kommen ab Köln die Urlaubsklassiker wie Fuerteventura, Funchal/Madeira, Las Palmas/Gran Canaria, Heraklion, Hurghada, Corfu, Korfu, Kos, Lanzarote, Larnaka, Marsa Alama, Monastir, Rhodos und Teneriffa-Süd hinzu. Dies dürfte zeitgleich bedeuten dass der Thomas Cook Konzern dort keine oder kaum noch Kapazitäten auf Eurowings erwerben will sondern lieber selbst fliegt.
Dass Condor mit wenig Kapital viel erreicht und im Gegensatz zu Air Berlin hervorragend gemanaged wird an vielen Stellen deutlich. So reagiert man kretaiv aus saisonale Schwankungen: Da im Winter weniger Europaziele geflogen werden und einige wie die griechischen Inseln ganz ausgesetzt werden benötigt Thomas Cook weniger Kurzstreckenflugzeuge vom Typ A 321. Auf der Langstrecke in Richtung Karibik ist dagegen Hochsaison und Langstreckenflugzeuge würden benötigt: Da die Wetterbedingungen in Kanada das Gegenteil erfordern – im Winter viele „kürzere“ Karibikflüge mit kleinerme Gerät während im Sommer Lansgtreckenflugzeuge für den Transatalntikverkehr benötigt werden tauscht man nun Flugzeuge mit Air Transat – dem führenden kanadischen Ferienflieger – bedarfsgerecht aus. So sollen Air Transat Airbus A 330 Europäer in die Karibik fliegen und die passenden Airbus A321 Kanadier in die Karibiksonne bringen.
Ein weiterer Baustein ist es neue Destinationen als erster anzufliegen – wie z.B. Sitia auf Ostkreta – ein extrem tolles Ziel, bislang aber nur von Heraklion, Rhodos, Kassos, karpathos und Athen per Flugzeug erreichbar gewesen.
Viele intelligente Codeshareabkommen z.B. mit GOL, Copa, WestJet oder Alaska Airlines sorgen zudem dafür, dass Condor viel mehr Ziele in Nord- und Südamerika verkaufen kann als man selber anfliegt – insbesondere in Mittelamerika ein Angebot, das gut angenommen wird.
Während sich Condor zudem auf der Kurzstrecke beim Komfort und Service auf das Niveau eines Billigflieger begeben hat, gibt es auf der Langstrecke immer noch einen angemessen Service für alle – also ein Pluspunkt gegenüber Eurowings im Basic. Eine recht günstige Premium-Economy für Touristen die nur ein bisschen mehr erwarten und dennoch vergleichsweise günstig reisen möchten ist ein weiterer Baustein.
Und mit der neuen Tochterfluglinie auf Mallorca – der ehemaligen Air Berlin Hochburg – besteht auch die Möglichkeit in Air Berlin Mallorca-Shuttle-Tradition viele kleinere Flughäfen selbst mit Mallorca zu verbinden und die dringend benötigte Konkurrenz zu Eurowings herzustellen – die dies mit ihrer Mallorca-Basis selbst planen.
Für die kleineren Flughäfen besteht zudem eine Kooperation mit Germania – auch im Einzelplatzverkauf: Insgesamt 184 Flugverbindungen zu 54 Flugzielen mit Germania sind in Kooperation über Condor buchbar. Damit können auch Fluggäste ab Nürnberg, Münster-Osnabrück oder Bremen Condor-Angebote mit Germania finden.
Nach dem Ende von Air Berlin wird natürlich Eurowings aufgrund des bekannten „Deals“ stark wachsen. Condor reagiert aber im Gegensatz zu Tuifly schnell und scheint gut gerüstet – selbst wenn man bei Air Berlin komplett leer ausgeht – kurzfristig wie gewohnt kreativ zu reagieren und Lufthansa/Eurowings als neue Nummer 2 auf Kurz – und Langstrecke zumindest in kleinem Rahmen Konkurrenz zu machen.
Übersicht der neuen Condor-Kurzstrecken
- Ab Köln-Bonn: Fuerteventura, Funchal/Madeira, Las Palmas/Gran Canaria, Heraklion, Hurghada, Corfu, Korfu, Kos, Lanzarote, Larnaka, Marsa Alama, Monastir, Rhodos und Teneriffa-Süd
- Ab Hannover: Olbia, Split, Varna, Burgas, Djerba
- Ab Leipzig-Halle: Varna, Burgas, Agadir, Larnaka
- Ab Frankfurt-Main: Brindisi, Rijeka, Zadar, Varna, Burgas, Djerba, Split, Larnaka, Dubrovnik, Catania, Sitia
- Ab Düsseldorf: Malta, Catania, Olbia, Lamezia Terme, Monastir, Split, Thessaloniki, Preveza, Karnaka, Kavalla, Varna, Burgas, Sitia
- Ab München: Sitia, Thessaloniki, Kefalonia
- Hamburg: Zakyntho
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