Eingesperrt im Kreuzfahrtschiff?
Die Redereien versuchen, Ihren Passagieren den Langgang zu erschweren. Nur wer an Bord bleibt bringt auch Kohle.
Ein Beitrag von exbir zur Diskussion: „Die Reedereien versuchen, dass Gäste während Hafentagen unter allen Umständen an Bord bleiben, anstatt an Land zu gehen.“
Hierfür wird die jeweilige Aufenthaltszeiten in den Häfen künstlich verkürzt und damit ein Landgang unattraktiv gemacht.
Damit bleiben die Passagiere an Bord und sorgen für (deutlich) mehr Umsätze.
Hier ein Beispiel einer Reise mit Costa, wo die Aufenthaltszeiten in Korfu, Messina und Neapel auf lächerliche 5h gekürzt wurden.
Exbir findet die Entwicklung auch nicht wirklich toll, aber so ist es halt im Jahr 2019 – ein Gast wird zum Schnäppchen aufs Schiff gelockt und soll dann auch dort bleiben.
Da einerseits bei den Ankünften um 8 Uhr das Schiff erst gegen 8:30-8:45 von den Behörden zum Ausstieg freigegeben wird und die „All Pax Onboard-Time“ bei einer Abfahrt um 13:00 um 12:15 Uhr sein dürfte, liegt die effektive Zeit bei den 3 Stops an Land bei etwa 3:30-3:45h.
Da die meisten um 8:30 Uhr ohnehin noch beim Frühstück sitzen, gehen nach meiner Erfahrung höchstens nur 20-30% überhaupt von Bord bei einer solchen Reise.
Und diese Entwicklung gibt es bei ALLEN Reedereien im (günstigen) Massenmarkt – die Entfernungen zwischen den Orten auf dieser Kreuzfahrt sind so gering, dass die Costa problemlos auch bis 16 oder 17 Uhr im Hafen liegen bleiben könnte.
Dann müsste Costa allerdings auf der Tour (deutlich) schneller fahren und hätte höhere Treibstoffkosten.
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Also gibt es eine Win/Win-Situation: Viele Leute bleiben an Bord, höhere Umsätze, weniger Zeit in den Häfen benötigt eine niedrigere Geschwindigkeit … Treibstoffersparnis, also noch geringere Kosten.
(von niedrigeren Hafengebühren in allen Häfen für die Reedereien einmal abgesehen, denn diese werdenmeist auf Stundenbasis abgerechnet)
Lange Hafenzeiten sind bei den Reedereien kaum mehr vorgesehen, vom hochpreisigen Luxusbereich abgesehen. Selbst im Premiummarkt wie bei Cunard, Celebrity, Princess usw. gibt es diese (negative) Entwicklung.
Wer auf einer Kreuzfahrt (wie früher vor 10-15 Jahre) noch „Land und Leute“ erleben will, kommt m.E. von einer Buchung eines Schiffes aus dem Luxusbereich für x-tausende Euro p.P. nicht herum.
Aufenthaltszeiten wie früher von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend gibt es nur noch ganz selten bei Kreuzfahrten, wo das Schiff quasi nur als Schlafstätte genutzt wurde.
Ein weiterer kritischer Punkt vieler Kreuzfahrten ist auch, dass mittlerweile durch die immer größer werdenen Schiffe besonders im Mittelmeer jeder Hafen “zum Wechseln” benutzt wird.
Es gibt also fast in jedem Hafen auf vielen Schiffen ein Paxwechsel.
Bei dem Beispiel von Venedig nach Savona (aus dem Screenshot im Anhang) gehen also Leute in Messina wie auch Neapel vom Schiff, also Leute, deren Reise dann in Messina bzw. in Neapel zu Ende ist.
Da gibt es also nicht nur 5h Aufenthaltszeit im Hafen (effektiv dann 3:45-3:50h Aufenthalt, da es dauert, bis das Schiff von den Behörden freigegeben ist und man 45min vorher wieder da sein muss), sondern zudem checken haufenweise Leute in Ausschiffungsgruppen aus, die vorher noch vom Schiff müssen, bevor die Leute rausdürfen, die die wenige Zeit zum Sightseeing nutzen wollen. Deren Zeit schrumpft dann nochmal um eine gute Stunde auf nur noch 2:40-2:50h in Messina und Neapel.
Da es zu Fuss auch nochmal gute 15min bis zu den ersten Sehenswürdigkeiten in Neapel sind, bleibt nicht wirklich viel Zeit übrig… verständlich, dass dann nur relativ wenige überhaupt von Bord gehen.
Ansonsten steht u.E. bei den meisten Reisenden nur noch das Schiff im Mittelpunkt. Dies ist auch der überwiegende Tenor vieler Vielfahrer in den deutschen und amerikanischen Kreuzfahrtforen.
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