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Fünfter „Tag der Wohnstraße“ auf mehr als 15 Wohnstraßen in Wien und Graz


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Am fünften „Tag der Wohnstraße“ am 16. September 2022 feiern space and place sowie andere Initiativen und engagierten Anrainer*innen auf mehr als 15 Wohnstraßen in Wien und Graz diesen öffentlichen Freiraum. Fünf Jahre „Wohnstraßen-Arbeit“ bewirken auch abseits dieses Tages eine Veränderung.

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Bei mehr als 60 #wohnstrassenleben hat space and place seit 2018 mit unzähligen anderen die Wohnstraße als öffentlichen Freiraum genossen. (c) Alissar Najjar

Wien – 2018 hat space and place den „Tag der Wohnstraße“ ausgerufen und ihn auf der damals noch nicht umgebauten Wohnstraße Pelzgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk gefeiert. Das Ziel: Dafür sensibilisieren, dass Wohnstraßen im Allgemeinen anders genutzt werden können, als es bislang der Fall war. Und aufzeigen, wie vielfältige diese Nutzung aussehen kann. 2021 hat die Kulturinitiative erstmals dazu aufgerufen, diesen Tag auch unabhängig von ihnen auf anderen Wohnstraßen zu begehen. Heuer setzen lokale Initiativen, Organisationen und engagierte Anrainer*innen gleich auf mehr als 15 Wohnstraßen in Wien und Graz vielfältige Aktivitäten: Diese reichen von Unterricht auf der Straße und Zirkusspielen über Pflückfotos und einer Baumskulptur bis hin zur Geburtstagsfeier einer 80-Jährigen und Pop-up Musikproben. Auf fünf Jahre Pionierarbeit zurückblickend zeigt sich space and place darüber erfreut, dass das Thema „Wohnstraße als verlängertes Wohnzimmer vor der Haustür“ bei Menschen angekommen ist: Gerade in jüngster Zeit sind in Wien einige Straßen in Wohnstraßen umgewidmet worden, auch auf Initiative von Anrainer*innen.

Auf 15 Wohnstraßen bzw. Wohnstraßen-Grätzel in Wien sowie auf einer Wohnstraße in Graz, die Ausgangspunkt für eine Rallye zu weiteren ist, feiern heuer Menschen gemeinsam den fünften „Tag der Wohnstraße“ am Freitag, 16. September 2022, im Zeitraum von 7:30 bis 20 Uhr. Es geht den beteiligten Anrainer*innen und Initiativen dabei besonders darum, ihr Grätzel wohnlicher, freundlicher, einladender zu erleben und eine Möglichkeit zu bieten, mit Nachbar*innen ins Gespräch zu kommen. Wohnstraßen sollen als das gesehen und genutzt werden, was sie laut Straßenverkehrsordnung sind, nämlich Straßen vornehmlich für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer*innen.

„Als wir vor fünf Jahren den ‚Tag der Wohnstraße‘ ausgerufen haben, war es ein großes Experiment. Wir haben seither vieles auf der Wohnstraße ausprobiert, uns mit anderen vernetzt und ausgetauscht. Wir konnten zeigen, dass man diesen öffentlichen Raum im Rahmen der Straßenverkehrsordnung vielfältig und spontan nutzen kann. Heuer werden wir den Tag gemeinsam mit anderen auf mehr als 15 Wohnstraßen in Wien und Graz feiern. Wir freuen uns, wenn sich viele Passant*innen zu uns gesellen, wenn Anrainer*innen spontan aus ihren Wohnungen kommen und mitmachen und wenn Wohnstraßen-Hopper*innen das Treiben auf unterschiedlichen Wohnstraßen auskosten. Es wird auch spannend, die geltenden Wohnstraßen-Regeln zu kommunizieren und mit Anwohner*innen und interessierten Autofahrer*innen neue Nutzungsarten zu diskutieren“, sagt Brigitte Vettori, Initiatorin von space and place.

Wohnstraße als Wunschstraße – von 179 auf mehr als 220

2018, als die Stadtarbeiter*innen von space and place Wohnstraßen in den Fokus ihrer Arbeit rückten, zählte Wien noch 179 davon. Heute sind es mehr als 220, wobei gerade 2021/22 einige Straßen umgewidmet wurden, weitere sind in Diskussion bzw. bei Bezirken eingereicht.

„Wir sehen das auch als unseren Verdienst. Denn Wohnstraßen sind im Dornröschenschlaf gelegen und kaum jemand wusste bzw. beachtete im Alltag, wofür die blauen Schilder stehen. Über die letzten fünf Jahre haben wir als ‚Kompetenzzentrum Wohnstraßenkultur‘ viel informiert und aufgeklärt, im persönlichen Gespräch wie medial. Das trägt jetzt Früchte“, freut sich Vettori. Sie beobachtet aber auch, dass es mit der Umwidmung allein nicht getan ist. Wohnstraßen müssten als solche erkennbar sein: durch Verschwenkung, Barrieren bei der Einfahrt, eine deutlichere Kennzeichnung und vor allem eine Gestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Passant*innen und Anarainer*innen orientiert. Erst Sitzgelegenheiten, schattenspendende Bäume, Wasserspiele und Räume, die frei genutzt werden können, machen die Straße zu einem gemeinschaftlichen Aufenthaltsraum. Je mehr Menschen der „Kultur des Wohnstraßenlebens“ frönen, desto sichtbarer wird das Potenzial dieser besonderen Straßen für alle.

ÜBERSICHT DER AKTIVITÄTEN AM 5. „TAG DER WOHNSTRASSE“, 16.9.2022, im Zeitraum 7:30-20 Uhr

Am „Tag der Wohnstraße“ startet nicht nur die Europäische Mobilitätswoche. Er fällt auch auf den internationalen Park(ing) Day. Ein passender Zufall, denn gerade Parklücken können in Wohnstraßen vielfältig genutzt werden. Wie vielfältig, lässt sich an den unterschiedlichen Aktivitäten ablesen:

space and place erweckt die Wohnstraßen rund um den Burjanplatz, 1150 (15-20 Uhr)
gemeinsam mit anderen zum Leben. Man kann mit dem Projekt: Garderobe Kleider tauschen, es sich am Grätzelteppich bequem machen, im an der Wohnstraße gelegenen Basis.Kultur.Raum die Foto-Ausstellung zum space and place-Projekt „Stoff fürs Grätzel“ ansehen und die dazugehörige Soundcollage anhören. Bunte Schirmblüten markieren den Raum und weisen den Weg zu einer Baumskulptur, die als Mitmach-Station zum Thema „Aus grau wird grün“ errichtet wird. Auch zum Thema „Was mein Grätzl reicher macht“ kann man sich einbringen. Tänzer*innen von DanceAbility laden mit „MITANAUND UMANAUND“ ab 15 Uhr mehrmals zum Mittanzen ein. Beim QR-Walk von space and place kann man wiederum das Erste Wiener Wohnstraßen-Grätzel rund um den Burjanplatz erkunden. Wer es sportlicher mag, kann sich bei Sportstationen von Tischtennis bis Boxen verausgaben. Ein Plauderbankerl und Spiele für Kinder laden zum Verweilen ein – begleitet von den funky Sounds von DJane Malou. Außerdem liegt die Petition zur Erweiterung des Wohnstraßen-Grätzels von sieben auf neuen Wohnstraßen, die auch den Kriemhildplatz einschließen, zum Unterschreiben auf.

Arnezhoferstrasse, 1020 (15:30-19:30 Uhr):
Im Stuwerviertel warten auf Anrainer*innen und Passant*innen Chill-Zonen mit alkoholfreien Cocktails, Zirkusmaterialien und Basteleien. Das Fairplay-Team präsentiert seine Angebote. Koordiniert wird dies vom Bassena Stuwerviertel.

Czapkagasse, 1030 (15-18 Uhr): I
n der Wohnstraße gleich neben dem Czapkapark gibt es vom Fair-Play-Team 03 ein gemütliches Beisammensein mit Stühlen, Liegestühlen, Klapptischen und Teppich, mit Saft und Kuchen, das alles bei leiser Musik. Man kann sich zudem über das Beteiligungsverfahren Czapkapark informieren.

Kollmayergasse, 1120 (12-16 Uhr):
Anrainer*innen verwandeln die Wohnstraße in einen Raum für gemütliches Zusammentreffen bei Musik, mit Snacks und Getränken, Kreidemalen, Spielen auf der Straße und einen Kindersachenflohmarkt.

Marschallplatz, 1120 (7:30-8:30 Uhr):
Hier steht die Sensibilisierung im Vordergrund. Mitglieder des Elternvereins der angrenzenden Volksschule machen Eltern, Schüler*innen und Anrainer*innen in einer frühmorgendlichen Aktion auf die Wohnstraße auf ihr Potential aufmerksam.

Rothenburgstraße, 1120 (ca. 11-13 Uhr):
Das Team der Volksschule Rothenburgstraße wird der Wohnstraße mit Liegestühlen, Maltischen, Spiele für Kinder etc. Leben einhauchen.

Goldschlagstraße 31-33, 1150 (15-20 Uhr):
„Das Destillat“ und Lilith Matthews laden zum nachbarschaftlichen Austausch auf der Wohnstraße. Sie halten Malkreiden und Spiele für Kinder bereit und bitten zu einer spontanen Akustikgitarre-Session.

Pelzgasse, 1150 (14-19 Uhr):
2020 wurde die Pelzgasse zu einer „Vorzeigewohnstraße“ unter anderem mit Sitzgelegenheiten und Wasserspielen für Kinder (und Erwachsene) umgestaltet. Dies wird mit einem gemütlichen Beisammensein bei Kaffee, Bier und Kuchen gefeiert.

Wurmsergasse, 1150 (14-19 Uhr):
Die Agenda Rudolfsheim-Fünfhaus zeigt in der Wurmsergasse zwischen Hütteldorfer Straße und Pilgerimgasse eine Fotoausstellung mit Pflückfotos, die bei einer Fotoerkundung im Bezirk entstanden sind. Sie stellen eine temporäre Bank mit einem „Parkbanktagebuch“ auf, laden zum Picknick und dazu, die Straße mit Sprüchen zu bemalen. Außerdem wird der Geburtstag einer 80-Jährigen auf der Wohnstraße gefeiert.

Gaullachergasse, 1160 (9-11 Uhr und 14-18 Uhr):
Die Volksschule Gaullachergasse verlegt Klassenzimmer auf die Wohnstraße direkt vor ihrer Schule und gestaltet Unterricht für alle zum Mitmachen: Experimente, Leserätsel, Kreativstationen, Bewegung, Fröbelturm. Außerdem lädt der Superar-Chor ab 10:15 Uhr ein, ihrer Probe zu lauschen. Am Nachmittag verwandelt Geht-Doch.Wien diesen Abschnitt der Wohnstraße in ein Spieleparadies mit Zirkusworkshop, Spielsachen, Bastel-Workshop, Kreiden und Straßenbemalung, Gesichtsbemalung und temporären Tattoos.

Robert-Blum-Gasse, 1200 (14-18 Uhr):
Engagierte Anrainer*innen erwecken die Wohnstraße unter dem Motto „Bunt statt grau – Brigittenau“ mit unterschiedlichen Spielen zum Leben: mit Zirkuszubehör, Dosenschießen und Straßenkreide, mit einer Leseecke und Riesenseifenblasen.

Lorenz-Bayer-Platz (1170), Mechitaristengasse (1070), Bäckerstrasse (1010) und Staudingergasse (1200):
Der Singer-Songwriter K.WIENA verwandelt ab 15 Uhr vier Wohnstraßen für jeweils 30 Minuten in einen öffentlichen Probenraum.

Am Fröbelpark, Graz (9-13 Uhr):
Hier erobern Interessierte gemeinsam mit Fratz Graz die Wohnstraße mit dem Spieleradl, dem Spielplatz der Fantasie, Wohnstraßenzauberei, Schrotty und Engy – Das Alt Mach Neu Mobil und einem Plauderstand. Dort kann man sich auch die Infos für die Rätseltour abholen (10-12 Uhr) und sich sodann zu Fuß, per Rad oder mit den Öffis auf die Suche nach weiteren Wohnstraßen machen und vor Ort mit Bewohner*innen plaudern.

https://spaceandplace.at/5-tag-der-wohnstrasse/

space and place-Kuratorinnen
Brigitte Vettori
Julia Scharinger-Schöttel
Christine Steindorfer
Luzie Lahtinen

Wohnstraßen-Fakten
Die mehr als 220 Wohnstraßen in Wien bieten viel Platz für Begegnungen zwischen Menschen im öffentlichen Raum, der laut Gesetz vielfältig genutzt werden darf und auch kann. Denn Autos dürfen nur in Schrittgeschwindigkeit zu- und abfahren, nicht jedoch durchfahren, Radfahren ist auch gegen die Einbahn erlaubt. Man darf auf Wohnstraßen jederzeit sitzen, stehen, springen, planschen, spielen. Es gilt nur eines zu beachten: aufeinander Rücksicht nehmen. In Wien wurde erstmals 1984 eine Straße als Wohnstraße gewidmet.
Über space and place

Die Kulturinitiative space and place wurde 2011 von Brigitte Vettori initiiert. Die Stadtmacher*innen und Stadtforscher*innen sehen den öffentlichen Raum als Ort der Begegnung, bringen Menschen dort zusammen und kreieren mit künstlerischen und sozio-kulturellen Interventionen gemeinsame Momente. Sie nehmen in vielfältigen Projekten die Stadt Wien und ihre heterogene Bevölkerung in den Fokus. Seit 2018 liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Wohnstraßen. 2022 bespielt space and place den öffentlichen Raum unter anderem mit city|tact, #wohnstrassenleben, dem 5. „Tag der Wohnstraße“, „Stoff fürs Grätzel“ und „Wir sprechen…“.

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