Final Call: Zurück in die Vergangenheit mit der Airline of the Middle Earth
Tatort: Syndey -Kingsford Smith, Terminal 1. Draußen ist bereits dunkel und der Himmel wolkenverhangen. Start für eine Reise durch Raum und Zeit. Final Call für NZ 60 – einen Flug ins Gestern. Es wird höchste Eisenbahn bzw. höchster Jet – schnell Computer herunterfahren und ab zum Gate. Heute schien wohl kein guter Tag gewesen zu sein – jedenfalls wollten nur wenige Passagiere den Samstag gleich noch einmal erleben…. vereinzelt ein oder zwei Passagiere an den Fenstern – die Mittelreihe komplett frei. Geschätzte Auslastung: 20%. Prima – dürfte dann ein angenehmer Flug werden.
Ich habe schon viel erlebt bei meinen über 1000 Flügen mit weit über 100 Airlines: Ich habe im größten Flugzeug der Welt im Airbus A 380 von Singapore Airlines den Äquator überquert und mit einer süßen kleinen Twin Otter von Nordlandair den Polarkreis gekreuzt. Äquatorüberquerungen gehören mittlerweile zum Standartreportoire – das Ding ist ja immer irgendwie im Weg wenn man mal eben nach Mauritius, Brasilien, Peru oder Australien will. Dennoch freue ich mich heute richtig – denn heute steht der letzte große Meilenstein an: Die Überquerung der internationalen Datumsgrenze. Bis Nadi auf den Fidschis – also verdammt nah dran – war ich schon – drüber aber noch nie. Abflug ist am Samstag um 20:30 Uhr in Sydney und die planmäßige Ankunft in Rarotonga am Samstag um 05:30 Uhr morgens…. Am gleichen Tag Wellington erleben und zumindest nach dem Kalender vor dem verlassen der neuseeländischen Hauptstadt Palmen, Sonne und Südseeflair genießen….. Wie oft würde man sich wünschen das es gleich zwei Mal Samstag zu haben. Auch wenn ich den Tag auf dem Rückflug nach Aukland wieder verliere – um ihn dann auf dem Weg nach Hawaii wieder zurückzugewinnen – irgendwie cool.
Zügig wurde die ziemlich leere Boeing 767-300 zurückgepusht und auf dem Bildschirm im Vordersitz erschien das legendäre „Herr der Ringe Safety-Video“ von Air New Zealand, das auch bei der zehnten Präsentation nicht langweilig wird: Übrigens spielt der Regisseur des Epos hier als Passagier mit – also genau hinsehen wenn ihr mal mit Air New Zealand unterwegs seid. Dann gings auch schon ab. Eigentlich wollte ich kurz nach dem Start auf die Toilette – doch wie es so ist: Der Meister im Cockpit ließ das Fasten-Seat-Belt-Sign erst mal fast nen Stündchen an – es könnte ja wackeln. Die Crew hingegen war topp: Noch während des Steigflugs gabs erst Mal Wasser für alle. Gut 50 Minuten nach dem Take Off stand dann auch schon das Essen auf dem Tisch: Es gab Hähnchen mit Kartoffelpüree mit einem Hauch von Knoblauch und Gemüse, einen Salat, ein Stückchen Kuchen, ein warmes Brötchen wie vom Bäcker sowie Cracker und ein Stück Käse. Natürlich hätte man auch Bier oder Wein bekommen können. Davon können viele andere Airlines wie Lufthansa, Air Berlin, Iberia und Co noch etwas lernen. Vor mir lief zu diesem Zeitpunkt die „Flight-Info“ und wir flogen in Richtung Lord Howe Island – auch das Ziel hatte ich als Station auf der Weltreise evaluiert war aber nicht auf Meilen buchbar – und dann weiter mit direktem Kurs auf Rarotonga.
Die Gesamtflugzeit war mit rund 5 Stunden und 20 Minuten berechnet. Also schon etwas mehr als ein kleiner Hüpfer. In Neuseeland – ich war vorher in Wellington aufgebrochen – war es mittlerweile fast Mitternacht – in Rarotonga war es gerade Gestern geworden 🙂 – denn in der aktuellen Zeitzone war jetzt bereits Sonntag. So entschloss ich mich ein wenig aufs Ohr zu legen – machte es mir aber nicht zu gemütlich, denn keinesfalls wollte ich den Flug über die Datumsgrenze verpassen. Und so nickte ich nur kurz ein und schaute wann und dann auf die Route-Map. Ein guter Plan – doch plötzlich blieb der Bildschirm schwarz…. das „Flight-Show-System hatte sich aufgehangen: Denn auch am Nachbarsitz passierte nichts. Alle anderen Funktionen – Spiele, Filme und die Getränkebestellung funktionierten einwandfrei. Wie bereits in meinem vorherigen Blogbeitrag erwähnt kann man bei Air New Zealand bequem auf dem Touchscreen vor einem Getränke bestellen. Ich orderte also eine Cola… ich hatte mich kaum wieder zurückgelehnt stand auch schon die Stewardess da. Übrigens gab es eine ganze verschlossene Dose: Wer also mit Air New Zealand unterwegs ist kann sich so auch eine Dose für den manchmal langen Weg vom Airport in die Stadt organisieren :-). Ich nutze die Gelegenheit um unauffällig nach der „Flight-Show“ zu fragen: Die Stewardess probierte zunächst überrascht meinen Bildschirm, dann einen weiteren in der Mittelreihe aus und verschwand dann um mir zwei Minuten später mitzuteilen das, dass System auch nicht neu starte. In 99% der Fälle wäre es mir total egal Aber ausgerechnet heute….. oder gestern 🙂 oder wie auch immer……. und so kam es wie kommen musste: Ich verpasste den Überflug über die Datumsgrenze…. denn vom Captain kein Wort dazu….. vermutlich wollte er die Passagiere nicht wecken und für Neuseeländer und Cook-Islander ist die Überquerung natürlich nichts besonderes sondern genauso alltäglich wie für uns ein Flug über den Atlantik. Übrigens war auch die Leselampe im Sitz über mir kaputt…. sollte einer Klasse-Airline nicht passieren, und sowas kann man auch schlecht auf das Alter der Boeing 767 schieben. Man merkte auf dieser Zeitreise, trotz der Refurbishments das NZ durchgeführt hatte und einem modernen Unterhaltungsystem, das die Boeing 767-300 doch ein Modell von gestern ist- denn den Charme der 80er Jahre hat der Vogel auch mit der neuen Kabinenaustattung bewahrt. Ist jetzt aber nicht negativ gemeint: Die 767 ist ein gutes, zuverlässiges Arbeitstier während der Nachfolger sich ja aktuell die Räder eckig und Akkus leer steht.
Knapp 30 Minuten vor der Landung kam die Crew dann noch einmalmit einem O-Saft durch, auf den ich verzichtete, da ich mir kurz vorher gerade erst die wirklich ausgezeichnete Neuseeländische Limonade Lemo Peroa geordert hatte. Durch die überpünktliche Ankunft in Rarotonga war es draußen noch stockfinster, von Sonnenaufgang nichts zu sehen. Aber auch sonst hätte es wohl nicht zu viel zu sehen gegeben, der Anflug erfolgte über das Meer das man dank der Landescheinwerfer erkennen konnte. Es sah fast so aus als wolle er Wassern – aber das sieht es ja meistens wenn die Bahn direkt am Meer beginnt – wie auch in Rarotonga. Das Wasser wich der Landebahnbefeuerung. Touch Down im Gestern. Es ist der 23. Februar 2012 um 05:20 Uhr ….. zu dem Zeitpunkt habe ich gestern am selben Tag noch im Bett gelegen – und nach dem sehnte ich mich nun wieder. Das Deboarding ging fix…. wir waren natürlich die einzige Ankunft. Die Einreise verlief ebenfalls sehr zügig, auch dank der extrem geringen Auslastung. Wie mir schon von Fiji bekannt wurden die Passagiere mit Live-Musik begrüßt: War es in Fiji damals eine ganze Gruppe spielte diesmal nur ein älterer Herr, gab sich aber trotz der „unmöglichen Ankunftszeit am frühen Morgen“ erfolgreich Mühe positive Südseestimmung zu verbreiten. Das Gepäck kam Rucki-Zucki, dann hieß es durch den Zoll: Aus irgendeinem Grund haben die Cook-Inseln die etwas absurden Bestimmungen von Neuseeland übernommen und man muss auf der Einreisekarte wie in Australien und Neuseeland einen „Bio-Security-Fragebogen“ ausfüllen. So wollte man Wissen ob ich in den letzten 40 Tagen auf einer Farm oder in einem Wald war? Absurd…. Aber scheinbar will ja jede Regierung von sich sagen man habe etwas für die „Nationale Sicherheit“ getan und führt daher immer neue Gängelungen für diejenigen an die sich nicht wehren können: Staatsfeind Nummer 1 der Flugpassagier… Wenn man das Geld was bei dem ganzen unnützen Sicherheits- und Visumsgedöns weltweit verschwendet wird lieber in den Bau neuer Airports und die Subventionierung von Billigflügen stecken würde wäre der Menschheit mehr geholfen…..
Ich hatte ehrlich die Frage nach der Mitnahme von Lebensmitteln mit „Ja angekreuzt“ und marschierte dann auf den Roten Tunnel zu: Doch statt wie in Australien oder Neuseeland nun das Gepäck zu röntgen und die Fertignudeln anzustarren, fragte die Dame nur nett, was ich dabei habe: „Schokolade,, Cola begann ich aufzuzählen und Sie deutete auf den Ausgang mit dem grünen Schild „Nothing to declare“. Also doch Südsee-Lockerheit. Direkt vor der Tür stand eine Angestellte die nach der Unterkunft fragte: Ich nannte den Namen der Besitzerin, und schon wurden wir bekannt gemacht: Sehr effizient. Ich hatte mich für eine Unterkunft im Hauptort Avarua in unmittelbarer Nähe des Airports entschieden – schon alleine deswegen weil ich auch zu einer unmöglichen Nachtzeit wieder abfliege und so bequem zurücklaufen kann. Da Hinlaufen im Dunkeln auf einer schlecht beschilderten Südseeinsel ohne Straßennamen nicht wirklich der Hit ist, hatte ich das Angebot des Abholservice für 5€ angenommen. Übrigens ist die Besitzerin eine Deutsche namens Ingrid die seit vielen Jahren auf den Cook-Inseln lebt und dort Bungalows in verschiedenen Komfortklassen und Größen vermietet – davon einen auch als Dorm. Da aber niemand anders einen Dorm gebucht hatte gab es zum gleichen Preis ein „Einzelzimmer“ in einem recht großen und in mehrere Einheiten unterteilten Gebäude. Ingrid war super nett und da es langsam hell wurde gab es direkt eine kleine Stadtrundfahrt: Supermarkt, Gericht, Shopping-Center, Busbahnhof, Markt. Nach nur fünf Minuten wusste ich alles wirklich notwendige über Avarua. Danach gings dann ab ins Bett: Immerhin hatte ich gerade einen ganzen Tag gewonnen.