Ryanair ab November über das Globale Reservierungsystem Amadeus buchbar/ Revolution im Luftverkehrsmarkt / Ryanair´s Stammkunden besorgt

Die weltweit beliebteste Fluglinie Ryanair wird ab dem 1. November auch auch über das Globale Reservierungsystem Amadeus und damit auch über Reisebüros buchbar sein. Das gab Ryanairchef Michael O´Leary heute bekannt. Die Preise sollen nicht von denen auf der Homepage der Airline abweichen. Dadurch erhofft sich Ryanair auch nicht internetaffine Kunden so wie Geschäftsreisende zu erreichen, die nicht der Lage sind, sich über das beste Produkt und die besten Preisen zu informieren, sondern in der Regel blind buchen oder Buchungen von Vertragsreisebüros durchführen lassen und daher bislang keinen Zugriff auf Ryanairtickets hatten.
Was auf den ersten Blick für die clevere Ryanair Stammkundschaft bedrohlich klingt, kann aber auch Vorteile haben: Denn natürlich werden damit auch alle Onlinereisebüros Ryanair führen, so dass diese in Flugsuchen in Konkurrenz stehen und auch Ryanair-Tarife rabattieren. Zudem ergeben sich Möglichkeiten bei Gutscheinaktionen Preise zu drücken.
Doch es gibt nicht nur positive Stimmen. Viele Ryanairfans sind schockiert. Und auch für Ryanair ist es ein enormes Risiko den Status als „Worlds most favourite Airline“  und Airline des Volkes zu verlieren. Schon heute sind die Einstiegspreise mit 19,99€ aus Sicht vieler Kunden teils grenzwertig hoch. Entsprechende Kommentare häufen sich bei den nächtlichen Kunden Sit-Ins der Stammkundschaft an Airports wie London-Stansted, Mailand-Bergamo, Oslo-Rygge, Dublin, Warschau-Modlin oder Brüssel-Charleroi  beim  warten auf frühe Abflüge.
Werden über das GDS nun über teure Reisebüros auch noch Ryanairtickets an Menschen ohne besonderes Preisverständnis verkauft, kann dies zu einer weiteren Preiserhöhung führen, da die Sitze an Bord der weltweit beliebtesten Fluglinie knapper werden. Zudem kommen mehr sogenannte Problemkunden mit Sonderwünschen die den Turnarround – also die Standzeiten auf Flughäfen verlängern – die fast nur diese Buchungskanäle nutzen. Auch die Passagierzusammensetzung an Bord könnte sich ändern.

Das Ganze kann dem Bürger aber auch Vorteile bringen – nämlich wenn diese Kundengruppe zum falschen Zeitpunkt ihre Tickets teuer einkauft: Die 0,01€ Promo-Tickets sind ja auch deswegen weggefallen, weil die extrem hohen Kurzfristpreise auf einigen Strecken nicht mehr durchsetzbar waren, mit denen die teilweise 30-60 verfügbaren 0,01€ Tickets früher gegensubventioniert wurden. Dies war insbesondere der Tatsache geschuldete, dass einige Airlines anfingen mit geringeren Preisen im Kurzfrist-Fenster um die „Ich zahle egal was aufgerufen wird“ Kundschaft zu konkurrieren, statt im untersten Bereich zu konkurrieren und kurzfristig im Zeitraum der Geschäftsreisebuchungen die Preise hoch zu halten.
Diese neuen Zusatzeinnahmen könnten am Ende dazu führen, dass Ryanair sich spektakulärere Promotionen wie in der Vergangenheit leistet um Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem kann es sein, dass auf einigen „Wackelstrecken“ drei oder vier dieser Hochpreisgäste einen Flug profitabel machen. Auf einigen Strecken könnte – da diese Klientel gerne Tagesausflüge unternimmt, auch die Frequenzen erhöht werden, so dass sich auch für den Günstigreisenden mehr Frequenzen und damit bessere Umsteigeoptionen ergeben. Potentielle Routen sind natürlich die zwischen Ryanairbasen, die schon früher mehrmals täglich geflogen wurden wie Frankfurt-Mailand (bergamo),Frankfurt-Barcelona (Girona), Frankfurt-Stockholm-Skavsta,  Frankfurt-Dublin, Frankfurt-Oslo (Torp), Düsseldorf-London, Düsseldorf-Mailand  etc.
Insbesondere die hohe Anzahlan Auslieferungen in den nächsten Monaten deutete auf Frequenzerhöhungen hin.    Dies  kann mitunter bessere Umsteigeoptionen in Stansted, Bergamo, Ciampino, Girona bedeuten und damit Nächte am Airport sparen, so dass vielleicht auch Budgetreisende profitieren könnten.

Dennoch sehen die meisten Budgetreisenden die Entscheidung kritisch:   Bislang flogen vor allem geübte Low-Cost-Fans mit der Fluglinie was schnelle Abläufe z.B. auch an der Sicherheitskontrolle  ermöglichte. Viele Ryanairflughäfen haben sich auch auf die speziellen Bedürfnisse der Kundengruppe eingestellt z.B. was Schlafmöglichkeiten am Airport, Pappbecher für das Leitungswasser oder Wasserspender oder teils auch passende Gastronomie z.B. den bei Ryanairgästen beliebten McDonalds mit den Euro-Aktionsburgern in Girona. 

Zudem gefährdet eine veränderte Passagierzusammensetzung auch den Transport von und zum Airport: Wenn von der gleichen Passagieranzahl weniger Menschen den Linienbus oder Airportbus benutzen sondern mehr Mietwagen&Taxi Nutzer unter Fluggästen sind, beeinträchtigt dies die Rentabilität und am Ende gar die Existenz von bezahlbaren Flughafentransfer – da diese natürlich auf Masse ausgerichtet sind.

„27 Prozent unserer Kunden sind bereits heute geschäftlich unterwegs, und wir werden Europas besten Geschäftsreise-Service weiter verbessern – mit den niedrigsten Tarifen, der größten Zahl pünktlicher Flüge und unserem maßgeschneiderten „Business Plus“-Service. Für Geschäftsreisende, Unternehmen und Travel Management Companies bedeutet diese Vereinbarung einen besseren Zugriff auf unsere niedrigen Tarife und das größte Streckennetz in Europa“ – so Michael O´Leary.

Spannend wird auch die Reaktion der Hochpreisairlines – denn die Wahrscheinlichkeit dass die Business-Kunden zum überlegenen Ryanairprodukt mit vielen Nonstopflügen ohne langwierige Umstiege und einer in der Branche sonst nicht erreichten Zuverlässigkeit bei Pünktlichkeit und Zahl der wie geplant durchgeführten Flpge abwandert ist extrem hoch.    Gehören Flugverspätungen und verpasste Anschlussflüge heute oft zur Tagesordnung ist das Risiko wegen der vielen Direktverbindungen von Ryanair minimal.

Möglicherweise kontern Lufthansa, Air France/KLM  und Co mit massgeschneiderten Angeboten für den Normalbürger im Rahmen des Wingskonzepts bzw. Transavia-Konzepts mit realistischen  Preisen die den Durchschnittsbürger von Ryanair  abwerben.  Ein 25€ Ticket ohne Gepäckaber mit Lounge-Zugang und einem guten Catering mit einer Qualität wie z.B.bei  Turkish Airlines könnte eine Antwort sein  mit der die Hochpreisfluglinien ihre Sitze füllen könnten wenn die  alte Kundschaft zum Iren wechselt  Denn beisehr gutem Catering, Loungezugang und hoher Meilengutschrift würden sicherlich auch bisherige Ryanairstammkunden im Gegenzug trotz des latenten Risikos, erst Stunden später anzukommen, umsteigen.

Das Jahr 2014 könnte also ein Meilenstein in der Luftfahrtgeschichte werden. Ob positiv oder negativ für normale Bürger, die sich eben keine 50€ für einen simplen Flug leisten können oder wollen, bleibt abzuwarten. Denn die massiv wachsende Kapazität muss natürlich auch abgesetzt werden und die Zahl der Hochpreisbucher ist seit Jahren sogar eher leicht abnehmend.

Wenn Ryanair sich nun Teile der Hochpreiskundschaft schnappt, bleibt den altmodischen Airlines nichts weiter übrig als ihr Geschäftsmodell zu erneuern und normale Niedrigpreiskunden mit überzeugendem Preis-Leistungsverhältnis anzusprechen oder den Betrieb  zusammezuschrumpfen oder zuzusperren. Für Lufthansa, Air France, Iberia und Co ist es auf lange Sicht ohne Veränderungen existenzgefährdend. Transavia und das Wings-Konzept zeigen aber das man  dies wohl verstanden hat.  (C)