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Der harte Weg zur Freiheit: Zwischen Gewalt und Hoffnung am Tahrir Square im Herzen Kairos

8. Feb. 2011 Normalerweise berichte Ich hier über meine Reiseerfahrungen und Flugbuchungen, doch heute möchte ich die Gelegenheit nutzen, den Blick nach Ägypten zu richten – und einen etwas anderen …

Normalerweise berichte Ich hier über meine Reiseerfahrungen und Flugbuchungen, doch heute möchte ich die Gelegenheit nutzen, den Blick nach Ägypten zu richten – und einen etwas anderen Blick auf die absolut spannende und teilweise dramatische Situation im Land am Nil zu werfen. Wenn ich die Bilder vom Tahrir Platz sehe, den ich bei meinen zahlreichen Reisen nach Ägypten so oft überquert habe – den ich aus dem Fenster meines Lieblingshostels beim Frühstück beobachten konnte, wo ich mich öfter mit meiner Freundin Rei traf – dann sind die Demonstrationen nicht mehr weit weg, sondern ganz nah. In Gedanken bei Freunden, bei großartigen jungen Menschen, die ich bei meinen Reisen nach Kairo kennen lernen durfte. Und die uns einige Eindrücke und Fotos von heute aber auch von den vergangenen turbulenten Tagen zur Verfügung gestellt haben. Kairo zwischen Hoffen und Bangen. Und manchmal sagen Bilder mehr als Tausend Worte.

Panzer in den Straßen von Kairo, und die Demonstranten friedlich davor.  Die Armee hat die Proteste geduldet und ist beim Volk beliebt und respektiert. Mit den Gedanken sind wir bei unseren Freunden vor Ort, die in diesen Tagen eine der spannensten Momente der langen Ägyptsichen Geschichte, vor allem aber eine sehr harte aber auch emotionale Zeit erleben. So fällt es Ihnen schwer Ihre Gefühle zu beschreiben, eines ist aber klar: Normal ist in Kairo dieser Tage wenig. Eine gute Freundin wurde verhaftet weil Sie zusammen mit einem englischen Bekannten über die offene Straße lief und Ihren Ausweis nicht dabei hatte: Soweit ist es also gekommen. Zum Glück ist hier nichts geschehen.
Yasmin Helal, die uns dankenswerterweise die Fotos zur Verfügung gestellt hat, war selbst bei den Demonstrationen auf dem Tahrir Platz im Zentrum Kairos dabei – und bezeichnet die Zeit trotz aller Ängste als unheimlich intensiv aber Erschreckend: In diesem Mc Donalds Restaurant war ich vor einigen Monaten noch essen, jetzt ist es komplett zersört.auch positiv: Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verbindet, die Menschen demonstrieren gemeinsam und helfen einander: Die Ägypter präsentieren unabhängig von Ihren sonstigen Orientierungen als ein Volk bei den Protesten. Die Hoffnung und der Wille zum Wandel schweißt zusammen. Trotz der shwierigen Situation, beschreibt Yasmin, hat Sie einige der schönsten und beeindruckensten Momente in ihrem Leben in diesen tagen gewonnen. Doch mit Mubarak-Gegner. Foto: Yasmin HelalSicherheit auch die schlimmsten Momente des Lebens: Denn Yasmin war an dem Cahos Tag wo Mubarak-Anhängern auf Kamelen den tahrir-Platz stürmten unterwegs und konnte während Sie mit Auto Verbandsmaterial und medizinische Ausrüstung transportierte dem Chaos und einem direkten Angriff der Mubarak-Anhänger nur knapp entkommen. So dicht liegen die Erfahrungen dieser Tage in Kairo zusammen. Ärger droht auch allen Fotografen – wer eine Kamera mit hat muss mit Problemen bis zu möglichen Verhaftungen rechnen, auch unsere Fotografin hatte deshalb Ärger mit der Polizei. Um so dankbarer sind wir für die exklusiven Fotos von den schwierigen Tagen in Kairo, welche uns ein Gefühl der Kraft der Hoffnung des Volkes geben.

Ein Sanitäter behandelt nach dem Chaos auf offener Straße einen Verletzten. Foto: Yasmin HelalWir hoffen das die Fotos auch Euch ein wenig helfen die Lage vor Ort abseits der Agenturmeldungen und Nachrichtensendungen zu bobachten und vielleicht zu beurteilen. Mir jedenfalls läuft es eiskalt den Rücken herunter wenn ich die zersötren Restaurants von MC Donalds und Kentucky Fried Chicken sehen, wo ich vor einigen Monaten selbst noch meinen Burger bestellt habe. Die Ereignisse sind so weit weg, und doch so nah.

Beeindruckend ist die Kraft mit der die friedlichen Demonstranten auf dem Tahrir Platz für mehr Freiheit und Demokratie und die Ablösung von Präsdident Hosny Mubarak demonstrieren. Bürger jeden Alters, Gebet für Frieden und Freiheit nahe dem Tahrir Platz. Foto: Yasmin Helalstreng gläubige alte Männer und junge Frauen, die sonst in Diskotheken und Facebook zu Hause sind, stehen Seite an Seite. Und demonstrieren. Die Ereignisse lassen sich nicht mehr rückgängig machen und Verhandlungen für einen Übergang haben begonnen: Natürlich könnte ein sofortiger Rücktritt Mubaraks und die damit verbundenen schnellen Neuwahlen das Land in das Chaos stürzen, keine Frage. Und Mubarak, auch das muss man politisch anerkennen hat viel für den Friedensprozess im Nahen Osten getan. Ägypten ist bedeutsam – als Stabilisator einer Region. Da diese Situation nicht erwartet wurde ist die Opposition unvorbereitet. Nicht die besten Voraussetzungen also.

Stummer Protest. Foto: Yasmin HelalAuch heute gingen die Proteste auf dem Tahrir Platz im Zentrum der Stadt am Nil weiter – auch wenn viele Geschäfte und Banken wieder geöffnet haben und das Leben wieder in etwas normalere Bahnen gerät. Dennoch waren wieder mehr als zehntausend Demonstranten auf dem Tahrir Platz.

Yasmin Helal, eine Freundin und ehemalige ägyptische Basketballnationalspielerin formuliert es wie folgt: Die Welt ist nun in drei Zeiteinheiten unterteilt: Vor Christus, Nach Christus und nach dem 25. Januar. Es wir nie mehr so sein wie zuvor. Damit drückt Sie aus, was viele Ägypter denken.

Besonders spannend – und das ist eine Auszeichnung die bislang viel zu wenig gewürdigt wurde, ist die große Selbstorganisation des Volkes und die Rolle der neuen Medien. Facebook und Twitter hielten zusammen, Fahrgemeinschaften und Medikamententransporte und sogar Ärzte wurden während der Chaostage so dorthin bestellt, wo Sie benötigt wurden. Bürger bildeten schnell Bürgerwehren um sich gegen Plünderungen zu wehren, und junge Menschen halfen den Demonstranten couragiert mit Wasser und Orangen. Bilder gingen via Twitter, Facebook und MySpace um die ganze Welt. Praktisch die ganze Welt war live dabei und konnte auch die Sicht der Bürger selbst verfolgen. Das erste Mal in der Geschichte, dass soziale Medien eine große Rolle bei einer Revolution spielen.

Hoffnung für die Zukunft. Foto: Yasmin HelalInsbesondere junge Menschen organisieren sich hier. Eine neue Macht – vielleicht genauso mächtig wie die Presse – formiert sich hier. Was wir hier gesehen haben, das war Protest 2.0 – wenn Menschen einfacher miteinander kommunizieren können – können auch größere Proteste organisiert und Nachrichten schneller, ja sogar weltweit verbreitet werden. Wird Facebook also eine Art Weltmacht? Das nicht, aber das Volk kann sich besser organisieren. In China ist Facebook zensiert… haben die chinesischen Machthaber die enorme Mobilisierung, die über die neuen Dienste möglich ist, als Gefahr erkannt?

Facebook bot das, was in Medien und auf der Straße oft nicht möglich war: Meinungsfreiheit. Eines der höchsten Güter der Demokratie. Und der größte Feind von korrupten Regimen.

Proteste gegen Präsident Mubarak. Foto: Yasmin HelalDie Macht der neuen Medien und der sozialen Netzwerke wie Facebook spielt bei der Revolution in Kairo eine große Rolle. Foto: Yasmin HelalWelche Auswirkungen werden die neuen Medien auf die künftige Politik, und auch auf die Situation im Nahen Osten haben. Denn wenn in Ägypten das alte System abtritt, hat das Signalwirkung für eine ganze Region.

Ägypten, eine der ältesten Zivilisationen der Welt. Ich wünsche dem Land am Nil, das ich jetzt schon sieben Mal bereist habe, dass der Wandel gelingt, dass sich die Wünsche und Träume erfüllen und vor allem dass nach dem vielen Blutvergießen und dem hartem Kampf und dem Leid die Situation für die Menschen besser wird. Der Weg zu einer funktionierenden Demokratie ist lang. Doch der Weg ist es wert gegangen zu werden. Diese jungen Menschen, die dort draußen auf dem Tahrir Platz demonstrieren, friedlich, für eine bessere Zukunft haben es verdient.

Wir von Exbir wünschen den Ägyptern, dass der Weg zur Demokratie so friedlich, geordnet und schnell wie möglich vollzogen wird.

Wir haben von Yasmin Helal und Adel Abdel Ghafar – die beide vor Ort am Tahrir Square waren einige Fotos zur Verfügung gestellt bekommen, welche den Zusammenhalt und die Hoffnung der Menschen zeigen.  Wir möchten diese Impressionen einfach mit Euch teilen, ohne dabei politisch zu werden.

In Gedanken sind wir in diesen schweren Tagen und Stunden bei Euch in Ägypten – wo Geschichte geschrieben wird.

Demonstrieren und helfen: Ägypten erlebt bewegte Tage, mitten drin unsere Freundin und  Fotografin Yasmin Helal (rechts).

Geschrieben am: 09.02.2011
Autor: ChrissFlyer

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