Französisch-Guayana – Eine Reise durch „Frankreich in Südamerika“ mit Besuch des Raumfahrtzentrums
Erlebnis & Abenteuer
Französisch-Guayana ist ein Überseedépartement Frankreichs im Norden von Südamerika am Atlantischen Ozean zwischen Brasilien und Suriname. Es ist Teil der EU, man zahlt daher mit Euro. Und auch beim Handy gilt das EU Roaming, bei dem man Freiminuten und Daten des Handyvertrags ohne Aufpreis nutzen kann. Hauptattraktion von Französisch-Guayana für jeden technikbegeisterten Menschen ist sicherlich das Raumfahrtzentrum in Kourou.
Vom Centre Spatial Guyanais starten seit 1979 die Ariane-Raketen und ich kann es schon vorweg nehmen: Bei einer kostenlosen Besuchstour kommt man ganz nah ran an die Startrampen. Und mit etwas Glück kann man sogar bei einem Raketenstart dabei sein – ebenso gratis.
von Wolfgang Hesseler
Französisch-Guayana ist fast so groß wie Österreich. Es herrscht tropisches Klima und besteht zu 90% aus Urwald. Bis auf einige Städte und Dörfer ist nur die Küstenregion besiedelt. Einziger Flughafen mit Flügen aus Europa ist der der Hauptstadt Cayenne. Air Caraïbes fliegt direkt ab Paris Orly dorthin und bietet gelegentlich Specials für unter 300€ hin- und zurück an. Diesen Inlandsflug über den Atlantik gibt es natürlich auch bei Air France. Sie fliegen alternativ auch via Guadeloupe, so dass man die Reise ggf mit einem Karibikurlaub verbinden kann. Hier der Tipp, dass Flying Blue des öfteren ein Special mit 50% Meilenrabatt von Paris Orly bzw mit Zubringer aus ganz Europa hat. Die Taxes von Air France Prämienflügen sind human, etwa 190€ return. Weiterhin ist auch ein Flug nach Paramaribo ins Nachbarland Suriname möglich. Bei Einreise nach Französisch-Guayana kann der Impfpass mit einer Gelbfieberimpfung verlangt werden.
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Generell ist das Preisniveau in Französisch-Guayana sehr hoch. Das betrifft insbesondere Unterkünfte und Lebensmittel.
Das meiste wird hier importiert, vielfach aus Europa, und ist daher entsprechend teuer. Bei den Unterkünften bietet sich die Suche bei airbnb an, um Kosten zu sparen. Etwas Französisch zu sprechen ist wie in ganz Frankreich so auch hier von Vorteil. Durch das Raumfahrtzentrum (französisch Centre Spatial Guyanais – kurz CSG) leben aber zumindest in Kourou viele internationale Ingenieure, so dass man hier auch mit Englisch weiter kommt.
Politisch gesehen ist Französisch-Guayana ein Teil von Frankreich, aber praktisch gesehen liegen Welten zwischen dem Überseedépartement und dem europäischen Frankreich. Vor allem am Transport hapert es.
Hier ist es noch ein gewisses Abenteuer, sich fortzubewegen. Eine Bahn gibt es nicht, ein geregelter Busverkehr ist im Aufbau. Es gibt jedoch Sammeltaxis, die losfahren, wenn sie vollbesetzt sind. Wie lange man warten muss, und ob überhaupt zu einer bestimmten Tageszeit eines fährt ist unbestimmt. Zudem ist ein Zustieg mittendrin, z.B. in Kourou auf einem Sammeltaxi zwischen Cayenne und Saint-Laurent nur möglich, wenn vorher zufällig ein Fahrgast ausgestiegen ist. Das Trampen ist daher eine durchaus weit verbreitete Form der Fortbewegung, die auch ich genutzt habe. Meine Reise führte mich von Cayenne via Kourou und Saint-Laurent nach Suriname und weiter nach Guyana.
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Cayenne
Cayenne, die Hauptstadt von Französisch Guayana,
ist sicher keine Top-Destination. Ein paar nette Ecken gibt es dennoch. Die Stadt ist übrigens fest in der Hand von Chinesen – die meisten Supermärkte und Bekleidungsgeschäfte werden von ihnen betrieben. Auch mein „Billighotel“ Ket Tai (nicht online buchbar) wird von Chinesen betrieben. Ich bezahlte 50€ für das spartanisch eingerichtete Zimmer mit Bad, etwas abgewohnt und mit Ungeziefer, das über den Tisch läuft. Die Klimaanlage ist nicht regelbar, es gibt nur an (zu kalt) oder aus (zu warm). Wer das verschmerzen kann, findet hier eine vergleichsweise günstige Unterkunft.
Kourou
Von Cayenne nach Kourou fährt ein öffentlicher Bus,
Zeiten siehe hier. Mein Bus jedoch war verspätet oder fiel ganz aus. So bin
ich mit ein paar Leuten in ein Sammeltaxi eingestiegen. Das Raumfahrtzentrum liegt ein paar Kilometer abseits der Innenstadt von Kourou. Für den Transport dahin wollte der Fahrer 5€ extra haben. Ich lehnte ab und er ließ mich am Kreisverkehr vor Kourou raus. Ich stand keine Minute dort und ein Werksstudent nahm mich mit zum CSG.
Das modern gestaltete Musée de l’Espace in Kourou besteht zum Großteil aus Infotafeln, aber auch einigen Exponaten wie Satelliten oder Raketenstufen. Der Eintrittspreis ist normalerweise 7€, mit einer Tour am selben Tag gilt der reduzierte Preis von 4€.
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Die Führung durch das Centre Spatial Guyanais ist ein Highlight für jeden technikinteressierten Menschen. Von dort werden u.a. die Ariane Raketen des europäischen
Raumtransportunternehmens
Arianespace abgeschossen. Kourou liegt viel näher am
Äquator als die meisten anderen Startplätze. Dies ist von Vorteil,
u.a. weil geostationäre Satelliten über dem Äquator positioniert werden. Erst zwei Tage vor vor meinem Besuch war eine Vega Rakete (deutlich kleiner als die bekanntere Ariane) ins All geschossen worden. Vier deutsche Frauen waren mit mir auf der Führung. Ihre Männer arbeiten für Airbus und hatten den Sentinel 2B, einen Erdbeobachtungssatelliten, getestet. Dies geschieht u.a. mit Rütteltests und Klimakammern. Die Frauen durften dann beim Start als VIP zuschauen. Obwohl es bewölkt war und die Rakete schon nach rund zehn Sekunden in den Wolken verschwand, und danach nur nochmal kurz durch ein Loch in der Wolkendecke zu sehen war, sei dies phantastisch gewesen.
Wir stiegen also am Treffpunkt in einen Bus ein, der letztlich vollbesetzt war.
Anfangs hatte ich mich noch gefragt, ob wir wohl überhaupt aus dem Bus aussteigen werden. Aber was kam hätte ich dann doch nicht gedacht. Bei der Soyuz Startrampe standen wir unmittelbar vor der Plattform. Die heißen Gase beim Start werden seitlich abgeleitet. An dem Ort wo wir standen ist bei einem Start die Luft 200 Grad heiß. Ich war begeistert.
Die im Quadrat angeordneten Masten sind Blitzableiter und bieten der Rakete eine Art Faradayischen Käfig. Das „Gebäude“ in der Mitte dient in der Aufbauphase als Schutz für Rakete und Satellit. Es wird kurz vor dem Start über Schienen weggefahren, so dass die Rakete also alleine zwischen den Masten steht.
Die Vega und Ariane Startrampen haben wir dann von einem Beobachtungshügel aus sehen können. Weiterhin gehörten zum Programm die Besichtigung der Kommandozentralen für die Ariane und eine weitere, von wo zwei Tage zuvor der Vega Start kontrolliert wurde.
Die Tour sollte man möglichst früh buchen, die Plätze sind limitiert. Alle Infos gibt es auf der Seite vom CSG (ggf mit google Translate übersetzen lassen). Die Tour ist auf Französisch, aber an den einzelnen Haltepunkten ist ein englischsprachiger Guide anwesend, der das Wichtigste auch auf Englisch erklärt.
Der absolute Kracher wäre natürlich, bei einem Start einer Rakete dabei zu sein. Dazu braucht man aber doch etwas Glück, damit es terminlich passt, denn die Starts finden nur alle paar Wochen statt. Zwar werden die geplanten Starttermine auf Insider-Webseiten wie der von raumfahrer.net teilweise schon ein paar Monate im voraus veröffentlicht,
aber auch gerne mal (evtl. sogar kurzfristig) verschoben, wenn die Technik oder das Wetter nicht mitspielen.
Die Tickets sind gratis, aber sehr begehrt, daher sollte man sich so früh wie möglich registrieren. Dies ist hier möglich. Sollte es keine Tickets mehr geben, kann man den Start auch vom Strand in Kourou verfolgen.
Vom Raumfahrtzentrum in die Stadt bin ich dann mit zwei anderen Besuchern getrampt, ein CSG Mitarbeiter nahm uns mit. Die Stadt Kourou lebt vom Raumfahrtzentrum und hat selber nicht so viel zu bieten. Wegen der hohen Übernachtungspreise von Hotels habe ich ein Zimmer über Airbnb gebucht.
Die Fahrt von Kourou zur Grenzstadt nach Saint Laurent (die zweitgrößte Stadt in Französisch-Guayana) am nächsten Tag
gestaltete sich sehr schwierig. Der Fahrer eines Sammeltaxis, der die Strecke regelmäßig fährt war krank. Andere Optionen wie Mitfahrzentralen waren ausgebucht. Der hilfreiche Airbnb Vermieter ließ nichts unversucht und telefonierte diverse Taxiunternehmen ab, aber ohne Erfolg. Somit musste ich trampen. Erschwerend kam hinzu, dass es an dem Tag in Kourou massiv geregnet hat. Denn erst stand noch eine Stunde Fußmarsch zum Kreisverkehr an, wo dann die Autos zwischen Cayenne und Saint Laurent verkehren, Kourou hat keine Durchgangsstraße. Nach rund 25 Minuten durch den Regen fing ich schon mal an, mein Glück zu probieren. Und tatsächlich hielt kurz drauf einer an und nahm mich bis zum Kreisverkehr mit: Rund 30 Minuten Regenwanderung erspart. Nun stand jedoch der schwierigste Teil
an: Trampen nach Saint Laurent, immerhin über 190 Straßenkilometer. So richtig viel Verkehr gab es nicht, etwa 15 Autos in zehn Minuten Wartezeit. Aber dann hatte es schon geklappt. Man wollte 30€ fürs Mitnehmen haben (dafür zu zahlen ist hier durchaus üblich). Bei 20€ wurden wir handelseinig. Es waren zwei seltsame Typen, bei denen ich da eingestiegen war. Beide waren farbig mit Rasta Mütze, der Beifahrer rauchte ständig irgendein komisches Zeugs. An der Windschutzscheibe war eine kleine Rastafari Flagge befestigt und passend dazu lief die ganze Zeit Raggae Musik. Wie sich zum Schluss herausstellte, war der Fahrer aus Guyana und auf dem Weg zurück nach Georgetown.
Erst im Nachhinein sah ich zufällig den Kleinbus der Linie 7 zwischen Kourou und Saint-Laurent zum Preis von 25€ pro Erwachsenem. Weitere Infos wie Fahrplan dazu lagen selbst der Touristeninformation nicht vor. Am besten man ruft den Betreiber Taxi Antoinette an, Telefon 0694231506.
Saint Laurent
Die zweitgrößte Stadt von
Französisch-Guayana ist attraktiver als die Hauptstadt Cayenne. Hier ist unter anderem die Strafkolonie gut erhalten. Dennoch ist man auch hier nach ein paar Stunden mit dem Rundgang durch.
Wie es in Suriname und Guyana für mich weiterging, u.a. mit dem Grenzbeamten aus Suriname, der aus Dankbarkeit zu einem deutschen Arzt Hermann getauft wurde, der UNESCO Welterbe Stadt Paramaribo und dem lokalen Holi, dem Festival der Farben, in der Hauptstadt von Guyana lest ihr im nächsten Teil.
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