Reiseberichte

Reisen extrem: Pakistan – Wir haben überlebt



Reisebericht    
Pakistan kennt man in der Regel nur von negativen Schlagzeilen. So ist Pakistan als Unterstützer und Rückzugsgebiet der Taliban bekannt. Im Mai 2011 wurde Osama Bin Laden hier entdeckt und von Spezialeinheiten der Navy Seals getötet. 2010 war die Flutkatastrophe in Pakistan groß in den Medien. Die Spendenbereitschaft der Deutschen hielt sich in Grenzen. Um uns selber ein Bild zu machen, haben wir im November 2010 Karatschi, die größte Stadt Pakistans, besucht. Die von ihrem Heimatflughafen Dubai operierende Fluggesellschaft flydubai hatte eine Aktion, bei der sowohl Flugpreise als auch Steuern und Gebühren halbiert wurden, so dass der Return-Flug von Dubai mit etwa 67€ sehr günstig war.



Von Wolfgang Hesseler

Karatschi liegt im Süden Pakistans am Arabischen Meer. Sie ist die größte Stadt Pakistans mit über 13 Millionen Einwohnern und damit gar eine der größten Städte der Welt. Von der Unabhängigkeit Pakistans 1947 an bis zum Jahre 1959 war Karatschi Hauptstadt des Landes, bis dann die neu angelegte Stadt Islamabad die Funktion übernahm.

The Eduljeee Dinshaw Charitable Dispensary ©FlyWolf

Dass Karatschi eine gefährliche Stadt ist, zeigen die häufigen Anschläge dort. So explodierten vier Wochen vor unserem Besuch zwei Sprengsätze von Selbstmordattentätern im Hazrat
Abdullah Shah Ghazi Schrein, wo sich hunderte Gläubige zum Gebet versammelt hatten. Mindestens sechs Menschen starben dabei, mehr als 50 Verletzte wurden in seine Klinik gebracht. Unter den Opfern waren auch Frauen und Kinder.

Pferdewagen ©FlyWolf

Vor jedem Geschäft sitzt zum Schutz ein uniformierter Wächter mit Gewehr. Zu einem guten Sicherheitsgefühl trägt dies aber natürlich nicht bei. Die Wachleute sind sicher nicht grundlos angestellt. Deren Job scheint aber doch eher eintönig zu sein. Ein Wachmann, der eine Bank bewachte, wollte unbedingt mit Gewehr von uns fotografiert werden. Den Wunsch haben wir ihm natürlich gerne erfüllt.

Der Wachmann posierte vor der Kamera ©FlyWolf

Karatschi ist gewiss keine Stadt zum Urlaub machen. Wer hierher kommt ist entweder geschäftlich unterwegs oder Abenteurer wie wir. Jedoch ist letzte Gruppe deutlich unterrepräsentiert. So haben wir in der ganzen Stadt keine westlichen Besucher gesehen, außer beim Besuch im Mariott Hotel. Das Hotel mit den hohen Preisen leisten sich natürlich in der Regel nur Geschäftsleute und keine Billigreisenden wie wir. Das Mariott Hotel liegt abgeschottet in einem besonders gesicherten Viertel Karatschis, in dem auch die amerikanische Botschaft, sowie mehrere Regierungsgebäude lagen. Tuk-Tuks haben keine Erlaubnis, dort hinein zu fahren, aber normale Taxis sind erlaubt. Möchte man, wie wir, zu Fuß in die Zone, wird man kontrolliert: Der Ausweis muss vorgezeigt werden und die Taschen werden kontrolliert. Dennoch hat es acht Tage nach unserem Besuch einen Bombenanschlag auf die Zentrale der Kriminalpolizei gegeben, die auch in dem Viertel liegt. Mindestens 15 Menschen ums Leben, 100 wurden verletzt.

Frere Hall, die im gesicherten Viertel liegt. ©FlyWolf

Wir entschlossen uns, die Stadt besser nur im Hellen zu besichtigen und wenn es dunkel wird, uns lieber in unser Hotel zurückzuziehen. Das war das Al Harmain Tower, das im Zentrum Karatschis liegt. Zum Glück befand sich einen Block von unserem Hotel entfernt neben etwas heruntergekommenen Gebäuden ein moderner Pizza Hut, den man so wie er war auch in jeder Stadt Europas hätte vorfinden können. Die Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Essen war so gesichert. Die lokalen Restaurants machten nicht unbedingt einen vertrauenswürdigen Eindruck. Später fanden wir auch noch einen McDonald’s weiter draußen.

Frischer Orangensaft ©FlyWolf

Am ersten Tag erkundeten wir den Bereich, der vom Hotel zu Fuß zu erreichen war. Die Stadt ist nicht gerade reich gesegnet an Sehenswürdigkeiten. So ist es eher die Atmosphäre, die interessant ist. Karatschi hat etwas von den typischen indischen Städten: Tuk-Tuks mit entsprechenden Abgasen, Müll, Lärm, etwas chaotisch, wenn auch nicht ganz so wuselig wie Bombay. Dazu kommt dann aber die angespannte Sicherheitslage mit den vielen Wachleuten vor Geschäften. Das Leben findet vielfach auch auf der Straße statt: Straßenhändler, die alles Mögliche verkaufen wie Kleidung, Spielzeug, Lebensmittel, Tiere. Drei Männer wollten uns eine Ziege verkaufen und wunderten sich etwas, dass wir kein Interesse hatten. Aber wir hatten ja für den Ausflug bei flydubai kein Gepäck dazu gebucht…

Diese Händler glaubten wirklich, sie könnten uns eine Ziege verkaufen. ©FlyWolf

Nett anzusehen waren die kunterbunt aufgemotzten Busse. Abends, wenn die Temperaturen zurückgehen und viele Menschen die Busse nutzen, steigen die Leute aufs Dach, um noch mitfahren zu können. Ein Video hiervon gibt es in unserem Exbir Videochannel. Da beklage sich mal einer über die übervollen Busse in Deutschland…

Die Busse sind sehr schön aufgemotzt ©FlyWolf

Dennoch gab es auch einige konkrete Sehenswürdigkeiten. Aus der Zeit zwischen 1858 und 1947, als der indischen Subkontinent unter britischer Kolonialherrschaft stand, sind einige beeindruckende Gebäude erhalten geblieben: Allen voran der Uhrturm im kolonialen Stil neben dem Empress Market, in dem heute noch von Schuhen über Obst und Gemüse bis hin zu lebenden und toten Tieren alles Mögliche verkauft wird. Hier entstanden auch die Fotos der Hühnerhändler.

Markt in Karatschi ©FlyWolf

Weiterhin aus der britischen Zeit erhalten sind u.a. das zum Museum umgewidmete Flag Staff House und die Frere Hall, sowie mehrere christliche Kirchen, in denen auch heute noch Messen abgehalten werden.

Christliche Kirche ©FlyWolf

Da Karatschi sehr groß ist und die außerhalb des Zentrums vergleichsweise wenigen Sehenswürdigkeiten weit verteilt sind, entschlossen wir uns, für den zweiten Tag ein Taxi zu mieten. Gleich mehrere Taxifahrer warteten vor dem Hotel und kamen wie eine Meute auf uns zu. Die Wahl fiel auf einen Taxifahrer, der gut Englisch sprach, was die Kommunikation erleichterte. Die Fahrt führte als erstes zu einem wirklichen Highlight Karatschis, dem Quaid-e-Azam Mausoleum. Es beherbergt den Leichnam von Quaid-e-Azam Mohammad Ali Jinnah, dem Staatsgründer Pakistans, der in der Stadt geboren wurde. Entsprechend pompös ist das in den 1960er Jahren fertig gestellte Bauwerk aus weißem Marmor mit maurischen Hufeisenbögen an jeder Seite. Es befindet sich auf einer Anhöhe, umgeben von einem 53 Hektar großen Park mit Brunnenanlagen. Das bewachte Grab im Mausoleum selbst darf man auch als Nicht-Muslim besuchen, nachdem man vorher die Schuhe am Eingang ausgezogen hat.

Das Quaid-e-Azam Mausoleum ©FlyWolf

Weiter auf dem Programm standen eine Moschee und der schon angesprochene Hazrat Abdullah Shah Ghazi Schrein, an dessen Eingang vier Wochen vor unserem Besuch ein Bombenattentat stattfand. Über eine lange Treppe geht es hinauf zum Grab, auf das Decken und Blüten gelegt werden und zu dem Muslime beten, damit ihre Wünsche in Erfüllung gehen.

Der Abdullah Shah Ghazi Schrein ©FlyWolf

Nicht weit entfernt liegt ein riesiger Park, dessen Hauptattraktion die aus Sträuchern geschnittenen Tierfiguren sind.

Auch einen schöner Park mit Tierfiguren gab es ©FlyWolf

Der letzte Programmpunkt des Tages war der Mohatta Palast.
Das 1927 in der Tradition der Steinpaläste Rajasthans erbaute Gebäude war die Sommerresidenz eines reichen Geschäftsmannes. Der Palast ist mittlerweile als Museum der Öffentlichkeit zugänglich.

Der Mohatta Palast ©FlyWolf

Für die Einreise nach Pakistan benötigt man ein Visum. Man bekommt es problemlos von der Botschaft in Berlin bzw vom Generalkonsulat in Frankfurt, wobei der Wohnort entscheidet, welches Konsulat zuständig ist. Eine postalische Beantragung ist möglich. Link zur Botschaft.

Fazit: Wenn Sie auf der Suche nach einer Reise mit einem gewissen Kick sind, wo noch nicht allzu viele Leute waren, dann fahren Sie nach Karatschi oder andere Gegenden Pakistans. Den Sicherheitsaspekt sollten Sie aber nicht übersehen. So ist das Risiko von Anschlägen recht hoch. Beobachten Sie die Nachrichtenlage und die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes genau und sagen Sie ggf. die Reise ab, wenn sich die Lage zuspitzt oder es gar eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gibt.

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