Magazin Branchen News

Tuifly und Sundair übernehmen Strecken von Germania in Nürnberg&Dresden

Branchen News
Einige Strecken der insolventen Germania haben bereits neue Airlines gefunden. Eine Übersicht. (C)

Germania war Meister der Nische, und operierte vor allem an Regionalairports mit wenig Konkurrenz. Am Ende retteten die vielen profitablen Nischenrouten aber nicht das Gesamtkonstrukt. Verluste entstanden vor allem auf schlecht ausgelasteten „Hauptrouten“  in der klassischen und rückläufigen Ferienfliegerei.  

Das es dennoch zu einer Insolvenz kam war aber nicht den den Strecken, sondern vor allem Fehlern bei der Preisgestaltung und dem Produkt zuzuschreiben:  So war Germania im Einzelplatzverkauf bei „Selbstständig geplanten Reisen“ – heute die große Mehrheit aller Reisen – schwach.  Zudem gab es im Direktvertrieb nur teure und damit am Markt fast unverkäufliche Tarife inklusive Aufgabegepäck.  Dadurch hatte Germania die geringste Auslastung unter den Ferienfliegern, war aber zugleich bei Pauschalreisenden extrem beliebt – da  sich das fliegen wie vor 20 Jahren anfühlte mit Zeitschriften, Snacks&Getränken&Gepäck.

Schauen wir was die Insolvenz für Germania für die einzelnen Airports bedeutet:  Während die Slots  an den großen Airports wie Düsseldorf und Berlin sofort von anderen Airlines übernommen werden,  verloren die Regionalflughäfen einen Großteil des touristischen Angebots.

Dresden: Sundair wird 26 wöchentliche Flüge zu Feriendestinationen anbieten, darunter Antalya, Korfu, Kos und Rhodos. Damit ist etwa die Hälfte der Kapazität noch in der selben Wochen neu besetzt.

Nürnberg:  TuiFly stationiert eine Boeing 737-800 in Nürnberg und fliegt nach Heraklion, Kos, Koruf, Rhodos, Hurghada, Marsa Alam, Teneriffa, Las Palmas, Fuerteventura.   Damit ist bereits ein Drittel der Kapazität von Germania übernommen.  

Auch LaudaMotion/Ryanair überlegen ein verstärktes Engagement in Nürnberg – was für die Flugpassagiere am besten wäre: Lauda Motion und Ryanair sind zwei der am schnellsten wachsenden Airlines mit einem modernen Konzept und einem Baustein-Tarif: Der Flug ist günstig, jedes nicht zum Flug gehörende Wunschextra kostet Aufschlag.  Hier kann sich jeder seinen Wunschflug von „Billig“  bis „Full-Service“ selbst zusammenstellen und zahlt nur was er nutzt.  Mit Crotone in Süditalien gibt es diesen Sommer bereits ein neues touristisches Ziel von Ryanair.

Rostock: Ein Ersatz für die Verbindungen ist aktuell nicht in Sicht.

Münster-Onsabrück:  Der Flughafen Münster hat das Günstigkonzept lange abgelehnt. Folgerichtig war Germania mit ihrem „historischen“ Konzept des Luftverkehrs zu hohen Preisen mit Gepäck&Service der perfekte Partner aus Sicht des Managements.
Auch für Münster wird es schwer: Einige Türkeiverbindungen, insbesondere  Antalya, könnten durch türkische Ferienflieger ersetzt werden. SunExpress und Onur Air werden gehandelt.  Pegasus Airlines wäre ein Kandidat für die Flüge nach Istanbul. LaudaMotion und Eurowings könnten die Flüge nach Palma de Mallorca ausbauen.   Die meisten anderen Destinationen entfallen wohl, auch aufgrund der geographischen Nähe zu Düsseldorf, Dortmund und Hannover.  Insbesondere Pauschaltouristen die einmal im Jahr in den Urlaub fliegen scheuen eine lange Anreise nicht.  Das konserativ ländliche Münsterland hat auch einen eher geringen Bedarf für „City-Travel“ – dem Hauptwachstumsmarkt des Luftverkehrs. Städteverbindungen wie London, Barcelona, Rom, Mailand, Warschau oder Budapest gibt es nicht.

Zonguldak: Germania war die einzige Fluglinie die Zonguldak ansteuerte.  Es gab zuletzt Verbindungen nach Münster und Düsseldorf.   Zuvor auch nach Dortmund.   Die Region Zonguldak ist stark mit dem Ruhr-Gebiet verküpft (u.a. Städtepartnerschaft mit Castrop-Rauxel).  Ein Ersatz ist nicht in Sicht.  Zonguldak war eine der profitablesten Strecken der Germania.  Aufgrund der Verkehrsrechte können nur Deutsche oder Türkische Airlines diese Strecke anbieten. Vom Profil  wäre es SunExpress am ehesten zuzutrauen diese Strecke zu fliegen, da diese im Ethnic-Travel bereits stark aufgestellt ist.

Auch Eurowings ist ein Kandidat: Die ersten Versuche mit Kuthaya und Samsun waren erfolgreich.  Für den „EXBIR“-Reisenden ist Eurowings die beste Alternative, da  dort zumindest der erste Rückflug und der letzte Hinflug der Saison zu halbwegs tolerablen Preisen angeboten wird. Generell sind die Ethnic-Travel-Tarife  aber extrem teuer und damit für Airlines sehr lukerativ.

{loadposition user8}